Archivgut Nachlass

Josefine T. NL 100 I

1931 bis 2006

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1931 bis 2006
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Bad Kleinkirchheim, Grünberg bei Hermagor (Šmohor), Treffen und Waiern in Kärnten, Baden, Perchtoldsdorf, Purkersdorf, Rekawinkel und Salzerbad in Niederösterreich, Gallneukirchen, Scharnstein und Wallern in Oberösterreich, Bad Gastein und Lofer in Salzburg, Wien; Bad Harzburg, Bensberg, Eisenach, Frankfurt am Main, Kassel, Leipzig, Ludwigshafen, Nürnberg, Potsdam, Weimar, Wiesenfeld und Wülfrath in Deutschland; Bristol in Großbritannien; Genova (Genua) und Roma (Rom) in Italien; Basel, Caux, Eglisau, Genf, Locarno, St. Chrischona bei Basel, Wengen und Zürich in der Schweiz u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Frauentagebuch): 1 Band; Aufzeichnungen in Buchform: 3 Bände von Einnahmenbücher/Ausgabenbücher; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz): 2.290 Schreiben; 7 amtliche Dokumente; Dokumente zur Berufslaufbahn: 1 Dienstausweis, 1 Mitschrift, 6 Dokumente zum Wiener Settlement; autobiografische Aufzeichnungen: Sammlung verschiedener Texte (insgesamt ca. 25 Seiten, tw. in Kopien); 280 Fotografien (in Kopie); Weiteres: Geburtstagskalender, Erinnerungsbillet, Buchhüllen u.a.</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Josefine T.; geb. 1912 in Wien, gest. 2006 in Perchtoldsdorf in Niederösterreich

Schreiberin/Adressatin: Frieda W., geb. 1891 in Hamburg in Deutschland, gest. 1989 in Perchtoldsdorf in Niederösterreich

Schreiberin/Adressatin: Paula W., geb. 1895 in Hamburg in Deutschland, gest. 1988 in Perchtoldsdorf in Niederösterreich

Übergeberin: Aline L. (Nichte von Frieda und Paula W.), 2006



Josefine T. wuchs in einer Wiener ArbeiterInnenfamilie auf. Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie über eine Wohlfahrtsorganisation zu einer Familie in den Niederlanden, wo sie zwei Jahre lebte. Nach ihrer Rückkehr nach Wien arbeitete sie zunächst als Haushaltshilfe und absolvierte dann eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin bei der evangelischen Kirche. Sie war im Wiener Settlement beschäftigt, danach in verschiedenen Kinder- und Krankenpflegediensten in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Längere Zeit arbeitete sie in einem Mütterheim in Rekawinkel in Niederösterreich, bevor sie 1957 die Leitung des Evangelischen Altenheims Sonnbergstraße in Perchtoldsdorf übernahm. Sie war bis ins hohe Alter politisch und sozial interessiert.

Die umfangreichen Korrespondenzen von Josefine T. setzen sich aus ihrem Briefwechsel mit ihrer Lehrerin, Chefin und Vorgängerin als Heimleiterin, Frieda W., sowie aus Korresponddenzen mit Freundinnen, Kolleginnen und einer Lehrerin zusammen. Josefine T. lernte Frieda W. während ihrer Ausbildung bei einem Schulpraktikum kennen, die beiden Frauen hatten zeitlebens ein enges Verhältnis. Ihre Korrespondenz von November 1933 bis Mai 1984 umfasst 1.910 Schreiben, die von Josefine T. chronologisch sortiert, teilweise gebündelt, mit Jahreszahlen versehen und in drei Kartons eingeordnet aufbewahrt wurde. Zwei dieser Schachteln enthalten die Schreiben von Frieda W., einer die Schreiben von Josefine T. selbst. In den Ordnungen aller Schachteln sind auch einzelne Briefe der jeweils anderen Schreiberin sowie vereinzelt Schreiben der Schwestern Paula W. und Hanna W. enthalten. Das gesamte Konvolut umfasst Briefe, Postkarten, Ansichtskarten, Bildkarten (häufig mit religiösen Sprüchen), Glückwunschbillets und ein Telegramm. Die zahlreichen Absendeorte in Österreich, Deutschland und der Schweiz dokumentieren die verschiedenen internationalen Arbeitsstellen, die Josefine T. innehatte, bevor sie in Perchtoldsdorf die Heimleitung übernahm. Die späteren Korrespondenzen wurden u.a. während der verschiedenen Dienst- und Urlaubsreisen von Josefine T. und Frieda W. geführt. Josefine T. schrieb in einer gut lesbaren Kurrentschrift, Frieda W. in einer ebenso deutlichen Lateinschrift.

Die Briefe dokumentieren das zunehmend enge persönliche Verhältnis zwischen der Heimleiterin Frieda W. und ihrer Schülerin Josefine T.. Sie haben ihre Post ab den 1940er-Jahren mit „Mutter“ und „Kind“ unterschrieben, einander darin regelmäßig und ausführlich von ihrem Alltag und ihren Freundinnen, Freunden und Kolleginnen erzählt und ihre gegenseitige Zuneigung in den Briefen ausgesprochen. Der religiöse Kontext ist durch Datierungen nach Feiertagsnamen, Zitate aus Predigten und zahlreiche Hinweise auf den Einfluss, den beide Frauen Gott auf das Leben zusprachen, präsent. Ebenso wird ein großes Netzwerk an befreundeten Sozialarbeiterinnen und Mitgliedern der evangelischen Gemeinde sichtbar, was auch durch den zweiten Teil der Korrespondenz von Josefine T. belegt wird, wovon etwa 360 Schreiben von Freundinnen und Kolleginnen aus der Ausbildungszeit, 125 davon aus der Umgebung des Wiener Settlements (darunter u.a. Briefe von Else F. und Helene L.) und aus verschiedenen Pflegeheimen erhalten sind.

Der Nachlass enthält weiters amtliche und persönliche Dokumente von Josefine T. wie z.B. zwei Reisepässe, einen Identitätsausweis aus der Besatzungszeit, den Dienstausweis als Heimleiterin, eine Mitschrift zu „Jugendpflege“ und „Soz. Hygiene“ aus dem Jahr 1931/32 oder Broschüren und Berichte des Wiener Settlements aus den frühen 1930er-Jahren.

Aus der späteren Zeit (Juni 1978 und Februar 2006) ist ein Tagebuch (214 Seiten) erhalten, das Josefine T. in zwei ineinandergelegten Schulheften geführt hat. Besonders in den letzen Jahren sind darin ihr Gesundheitszustand und der Tod von Bekannten bestimmende Themen. An autobiografischen Aufzeichnungen ist ein Lebenslauf vorhanden, den Josefine T. in mehreren Versionen niedergeschrieben hat und der (vermutlich von jemand anderem) auch am Computer abgetippt und zusammengefasst wurde.

Aus der Zeit von 1997 bis 2005 liegen weiters 3 Hefte mit Aufzeichnungen zu Einnahmen und Ausgaben vor, die sie nicht chronologisch geführt und tweilweise nicht voll beschrieben hat.

Ausschnitte aus Fotoalben (in Kopie) enthalten ca. 270 Schwarzweiß-Fotografien, die von einer Aufnahme aus 1918 über Josefine T.‘ Zeit im Wiener Settlement und in den verschiedenen Pflegediensten bis zu Ausflügen in den 1970er-Jahren reichen. Die Parte und ein kleines Erinnerungsbillet an Josefine T. von 2006 sind die jüngsten Dokumente in ihrem Nachlass.</p>
Anmerkung:
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