Archivgut Nachlass

Stefanie P. NL 116

1780 bis März 1959

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1780 bis März 1959
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Wien; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg: Neumünster in Deutschland, Warszawa (Warschau) in Polen, unbestimmbare Orte an der "Ostfront"; </p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Müttertagebuch/Vätertagebuch, Brieftagebuch): 2 Bände; Aufzeichnungen in Buchform: 5 Liederbücher; Korrespondenz: (Paarkorrespondenz, Familienkorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg, geschäftliche Korrespondenz, amtlicheKorrespondenz, berufliche Korrespondenz): 263 Schreiben (teilweise als Kopie); 83 amtliche Dokumente; Dokumente zur Schul-, Universitäts- und Berufslaufbahn: Schulzeugnisse, Arbeitszeugnisse, 3 Schulhefte; 54 Fotografien (in 1 Fotoalbum, als Kopie); Weiteres: Krawatte und Schulterklappen einer Schuluniform, 2 Bücher, gedruckte Einladung zum Maturaball 1941</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Stefanie P. (geb. L.); 1894-1992, geb. und gest. in Wien

Schreiber/Adressat: Hans Wolfgang P.; geb. 1923 in Wien, gest. 1943 in Orjol in der Sowjetunion

Schreiber/Adressat: Dr. Karl P.; geb. 1871 in Jičín (Jitschin) in Böhmen in Tschechien, gest. 1949 in Wien

Schreiberin/Adressatin: Dr.in Ingrid P.; 1929-2013, geb. und gest. in Wien

Übergeberin: Dr.in Ingrid P. (Tochter von Stefanie und Dr. Karl P.), 2009-2012



Stefanie P. (geb. L.) wuchs in Wien als Tochter eines
"Fiakereigentümers" auf. Nach Abschluss einer Handelsakademie 1910 war sie als Buchhalterin einer "Kunst-Anstalt" und eines Kunst-Verlages tätig. 1920 heiratete sie ihren Arzt, den Gynäkologen Dr. Karl P. (geb. P.). Er war in Ji
čín (Jitschin) in Böhmen aufgewachsen, hatte in Liberec (Reichenau) das Gymnasium besucht und in Wien Medizin studiert. In seinen Publikationen beschäftigte er sich u.a. mit der so genannten Reformkleidung, wovon zwei Artikel von 1905 in Kopie vorliegen. 1906 hatte er seinen Nachnamen auf P. ändern lassen. Die Familie lebte am Wiener Schottenring, 1923 wurde Sohn Hans Wolfgang (genannt Wolfgang oder Wolfi) geboren, 1929 Tochter Dr.in Ingrid P..

Von allen Familienmitgliedern liegen gemeinsam insgesamt 74 amtliche Dokumente vor, neben verschiedenen Ausweisen u.a. Arbeitszeugnisse von Stefanie P., Schulzeugnisse von Karl P. und Unterlagen zum Arbeits- und Militärdienst von Wolfgang P.. Karl P. berufliche Laufbahn ist zudem in der vom Wiener Verlag C. Barth 1936 herausgebrachten Publikation
„Die geistige Elite Österreichs“ beschrieben.

Aus dem Familiennachlass wurden zudem 4 Lieder- und Notenbücher übergeben, in die Karl P. seit 1923 über mehr als 20 Jahre Lieder eintrug, die er zu verschiedenen familiäreren Anlässen komponiert und getextet hat. Unter „Meiner Herzallerliebsten gewidmet in treuester Liebe“ im ersten Heft reichen die Themen dabei von „Unser Paradies“ über „Unser Büblein“, „Ingrid’s Puppentanz“, „Heimaterde“, „Arbeitsmann auf großer Fahrt“, „Kampfweihe“, „Der Tod als Freund“, „Büblein wird Soldat!“, „In Russland gefangen“ bis zu „Gib uns den Sohn zurück!“.

Aus der Paarkorrespondenz von Stefanie P. sind zwei Briefe erhalten, die ihr Ehemann während eines Kuraufenthalts am Semmering im Jänner 1937 geschrieben hat.

Die ersten Lebensjahre der Kinder Wolfgang und Ingrid sind in einem von den Eltern für beide von März 1923 bis Oktober 1935 geführten Tagebuch dokumentiert. Von Wolfgang P. selbst sind eine Krawatte und Schulterklappen mit Emblemen der Schuluniform des Schottenstiftgymnasiums sowie ein nicht datiertes, handgeschriebenes Liederbuch (möglicherweise aus jugendbewegten Zusammenhängen) vorhanden, von Ingrid P. drei Schulhefte (Aufsätze von 1938/39, Handarbeiten von 1941 bis 1944 und Schularbeiten von 1945 bis 1947). Ihre spätere Berufskarriere als Ärztin ist durch 7 lose Dokumente aus den 1970er-Jahren betreffend ihre Pragmatisierung belegt, darunter einem Brief ihrer Mutter Stefanie P. an Bundeskanzler Bruno Kreisky.

Aus dem Fotoalbum von Ingrid P. wurden 54 Bilder (aus den 1920er- bis in die 1970er-Jahre) kopiert, die die einzelnen Familienangehörigen zu verschiedenen Anlässen zeigen. Neben Portraits sind es Bilder etwa von Ingrid P. Promotion oder auch ihrem Auto.

Aus früherem Familienbesitz wurde zudem das kleinformatige Buch „Poetische Blumenlese“ aus 1780 übergeben.

Der Großteil des Bestandes setzt sich aus der Feldpost von Wolfgang P. aus dem Zweiten Weltkrieg zusammen. Nach der Matura, die er 1941 als Vorzugsschüler abgeschlossen hat, wurde er zum Arbeitsdienst und dann als Soldat an die Ostfront eingezogen, als (zukünftiger) Medizinstudent war er bei den Sanitätern eingesetzt. Seit 28. August 1943 ist er im Gebiet Orelbogen vermisst. Von seinen zwischen März 1941 und September 1943 Briefen an die Eltern und die jüngere Schwester in Wien sind 261 Schreiben erhalten. Die Anreden deuten dabei auf ein enges Verhältnis des jungen Mannes und seiner Familie hin. Die Eltern werden mit „Meine Liebsten!“, „Meine Süßesten!“, „Liebste Eltern!“, „Mein süßes Mütterlein!“, „Papali!“, „Alle meine Süßen!“ oder „Ich grüße Euch!“ angesprochen, als Endformeln verwendete er z.B. „Euer Bub“, „Bussi Büblein“ oder „Mandi“. Die Anreden an die kleine Schwester (11 Schreiben) lauten „Meine kleine Maus!“, „Mein kleiner Floh!“, „Mein lieber kleiner Spatz!“, unterzeichnet mit „Dein Bruder“, „Dein Alter“ oder „Wolfi“. Ein von ihr mit September 1943 datierter Brief, der als „unzustellbar“ an sie zurückgegangen war, ist das späteste Schreiben der Korrespondenz. Einzelne, für sie besonders wichtige Schreiben wurden von der Übergeberin im Original behalten und als Kopie übergeben.

Nach der Vermisst-Meldung seines Sohnes führte Karl P. die Korrespondenz an ihn in einem Brieftagebuch weiter. Das 36-seitige Heft enthält Einträge bis April 1946. Von Dezember 1943 bis März 1959 liegen weiters 9 Dokumente aus der Korrespondenz des Ehepaares P. zur Klärung des Schicksals ihres Sohnes vor. Die vom Landesgericht für ZRS Wien ausgestellte Todeserklärung ist mit August 1951 datiert.</p>
Anmerkung:
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Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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