Orte: Wien; Buchholz, Butzow, Freiburg im Breisgau, Halberstadt, Mützen und Wurzen in Deutschland; Elbląg (Elbing) in Polen; Olomouc (Olmütz) und Prostějov (Prossnitz) in Tschechien; unbestimmbare Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2.Weltkrieg Quellentypen: Tagebuch (Brieftagebuch): 1 Band; Korrespondenz (Paarkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg): 107 Schreiben; 3 Fotografien Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Gertrude K. (geb. H.); 1925-2013, geb. und gest. in Wien
Schreiber/Adressat: Ludwig K.; 1922-2008, geb. und gest. in Wien
Übergeber: Dr. Bernhard K. (Sammler), 2017
Gerti (Gertrude Josefa) K. (geb. H.) absolvierte nach der Hauptschule eine Lehre als Industriekaufmannsgehilfin bei der Firma Semperit, wo sie zumindest bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigt war. Nach der Handelskammerprüfung arbeitete sie in einer Druckerei, später beim Hauptverband der Buchhändler. Ihr späterer Ehemann Ludwig Georg ( Wickerl) K. war in der Zeit des Zweiten Weltkriegs Soldat im „Sonderverband Brandenburg“ (Sonderverband z.b.V 800). Er wurde zweimal verwundet, bei Kriegsende befand er sich im Reservelazarett Halberstadt in Deutschland, von wo aus er in US-amerikanische Gefangenschaft kam und im Civilian Internment Camp BAOR bei Bonn interniert wurde.
Von der Korrespondenz des Paares während der Zeit des Zweiten Weltkrieges sind 98 Schreiben erhalten, die Ludwig K. zwischen Jänner 1943 und März 1945 an Gertrude H. adressiert hat. Dass er in seinen Briefen kaum von Geschehnissen an der Front oder seinem Alltag berichtet, könnte auf seinen Dienst in der Spezialeinheit zurückzuführen sein, die als Teil der Abteilung „Abwehr“ der Wehrmacht oftmals hinter ‚feindlichen Linien‘ zum Einsatz kam.
6 weitere Schreiben von Juni bis September 1943 waren Beilagen zu Paketsendungen, die Ludwig K. nach Wien gesendet hat. Darin enthalten war u.a. Stoff für ein Kleid, wie der Sender kommentierte: „Nun noch viel Vergnügen zu der Arbeit und hoffentlich findest du das richtige Modell dazu. Ich denke, am besten wird eine hochgeschlossene Fasson sein so ähnlich wie bei deinen Dunkelblauen.“
Von den Briefen von Gertrude H. sind nur zwei mit Maschine verfasste Schreiben aus März 1945 erhalten, in denen sie gemeinsam mit seiner Mutter um die Verlegung von Ludwig K. aus dem Lazarett nach Wien angesucht hatte sowie ein ebenfalls maschingeschriebenes Antwortschreiben der zwei Frauen auf eine „Lebenszeichen“-Karte von Ludwig K..
Zwischen 7. April und 20. Mai 1945 schrieb Gertrude H. 8 an den Verlobten gerichtete Briefe in ein mit „An Wickerl“ überschriebenes ehemaliges Rechenheft ein. Auf 42 Seiten beschrieb sie dabei die Kampfhandlungen und Ereignisse in Wien: „Samstag den 4. April war ich beim Fleischhauer um Fleisch 2 Stunden angestellt und hörte dort daß die Russen schon am Wiedner Gürtel wären. Da wurden gleich […] Barrikaden und Panzersperren errichtet.“ Am 8. Mai 1945 notierte die junge Wienerin: „Mein allerliebster Wickerl! Heute ist endlich der Tag auf den wir schon so lange Jahre warten. ‚Der Krieg ist zu Ende‘ steht in der Zeitung.“ Zwei weitere Einträge sind mit September 1945 und April 1946 datiert. Diesen Aufzeichnungen beigelegt ist der Entwurf eines Briefes an einen „unbekannten Soldaten“.
Von Gertrude H.s weiteren Korrespondenzen sind ca. 25 Schreiben von unterschiedlichen Schreibern erhalten. 4 Karten aus 1939 wurden von ihrem Vater verfasst, bei den anderen Poststücken aus dem Zeitraum von Dezember 1940 bis August 1944 handelt es sich vielfach um Brief von ihr persönlich nicht Soldaten, mit denen sie offenbar organisiert korrespondiert hat.
2 der 3 vorliegenden Fotografien aus den 1940er- und 1950er-Jahren sind Portraitbilder von Gertrude K.sBruder Otto Hagen (1924-1944), das dritte zeigt das Familiengrab. |