Orte: Baden und Unternalb in Niederösterreich, Golling in Salzburg, Innsbruck in Tirol, Wien; Karlovy Vary (Karlsbad) in Tschechien u.a. Quellentypen: Tagebuch (Jugendtagebuch, Reisetagebuch, (Groß-)Müttertagebuch, (Groß-)Vätertagebuch, Kalender mit tagebuchähnlichen Einträgen): 8 Bände; Aufzeichnungen in Buchform: 1 Theaterbuch; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz, Kinderkorrespondenz): ca. 300 Schreiben; 36 Fotografien; Weiteres: 3 Zeitungsberichte, 1 Geburtstagsrede u.a. Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Marie R. (geb. L.); 1877-1955, geb. und gest. in Wien
Übergeberin: Eva K. (Großnichte von Maria R.), 2018
Marie (Maria oder Mitzi) R. (geb. L.) wuchs in gutbürgerlichen Wiener Verhältnissen auf. Sie war die Älteste von vier Geschwistern, der Vater Ing. Johann L. (1852-1934) war Patentanwalt, ihre Mutter Philomena L. (geb. P., 1844-1926) kam aus Unternalb bei Retz in Niederösterreich, wo die Familie einen Zweitwohnsitz unterhielt. Der Hauptwohnsitz war eine große Stadtwohnung in der Wiener Innenstadt. Eine weiterführende Schulbildung ist für Marie R. nicht belegt, dokumentiert ist aber regelmäßiger Sprachunterricht.
1900 heiratete sie den aus Wien gebürtigen Albert R. (1873-1909), der in Znojmo (Znaim) eine Stelle als Gymnasiallehrer innehatte. 1901 kam ihre Tochter Maria (Mimi, Mitz) R. und 1905 ihr Sohn Hans R. zur Welt. Albert R. starb 1909 an Scharlach, woraufhin Maria R. und ihre Kinder wieder im elterlichen Familienverband lebten. Diesem gehörten auch ihre Schwestern Lina (Karoline) L. (1878-1966) und Elsa (Elisabeth) L. (1883-1966) sowie ihr Bruder Ing. Hans (Johann) L. (1881-1967) und später dessen Familie an. 1915 bezogen sie gemeinsam eine großzügige Villa im Wiener Nobelbezirk Hietzing.
Der Nachlass von Marie R. umfasst 8 verschiedene Bände ihrer tagebuchartigen Aufzeichnungen. In ihrem Jugendtagebuch (1893-1894) schilderte die 16-Jährige v.a. Freizeitaktivitäten wie Eislaufen, Ausflüge, eine Reise nach Innsbruck sowie erledigte Haus- und Näharbeiten. Das zwischen 1901 und 1908 geführten Müttertagebuch beginn mit der Geburt der Tochter und enthält Berichte über die Entwicklung des Mädchens und später ihres Bruders (inkl. Gewichtstabelle und Listen von Geschenken) sowie über Ereignisse im weiteren Familienleben. Das vorgedruckte Theaterbuch enthält Einträge von 1913 bis 1935 und ist etwa zur Hälfte beschrieben.
Aus 1938 ist ein Kalendertagebuch mit knappen Schilderungen der täglichen Ereignisse erhalten, die Aufzeichnungen aus 1945 im Umfang von 57 Seiten sind auf losen Blättern verfasst. Weitere, undatierte Kalenderblätter dokumentieren eine Reise nach Karlovy Vary (Karlsbad), aus 1955 ist wiederum ein Kalender erhalten, der bis zum Todestag von Marie R. reicht. Aus den 1930er- sowie 1940er Jahren liegen zudem zwei Großelterntagebücher vor, in denen Marie R. bzw. ihr Vater Johann L. auf jeweils wenigen Seiten sporadisch Anekdoten aus dem Aufwachsen ihrer Enkelkinder festgehalten haben.
Von Marie R.s Korrespondenz sind jene Briefe aufbewahrt worden, die sie zwischen 1937 und 1955 an ihre Tochter Mimi R. gerichtet hat. Zahlreiche dieser insgesamt ca. 300 Schreiben wurden auch von ihren Schwestern Lina und Elsa R. und einzelne von Freundinnen verfasst. Mimi R. (1901-1995) hatte die Musikakademie besucht und war als Klavierlehrerin tätig. Der Unterricht fand im Salon der Familienvilla statt, wo auch diese Korrespondenz gefunden wurde.
Erhalten sind zudem eine Blechbüchse mit 35 Fotografien, hauptsächlich Portraits, ein Bild vom Italienurlaub aus 1913, 3 Zeitungsberichte über den Tod von Albert R. und eine Sammlung von losen Dokumenten, darunter ein Brief an das Christkind u.a. |