Archivgut
Akte
Schwarzerden
in:
Aktenbestand: Schwarzerden
1910 - 2019
,
17 Regalmeter
Weitere Informationen
Einrichtung: | Archiv der deutschen Frauenbewegung | Kassel |
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In: | Aktenbestand: Schwarzerden |
Bestell-Signatur: | NL-K-27 |
Jahr: | 1910 - 2019 |
Sprache: | Deutsch |
Beschreibung: | |
Körperschaftsdaten: Die Gymnastikschule Schwarzerden wurde 1927 in der hessischen Rhön gegründet. Im Jahr 1922 zogen Elisabeth Vogler (1892-1975) und Marie Buchhold (1890-1983) mit dem Vorhaben in die Rhön, dort eine Siedlung und Ausbildungsstätte für Frauen zu errichten. Beide Frauen waren Lehrerinnen, die den Schuldienst quittiert und zudem einen Hintergrund in der Wandervogelbewegung hatten. Wenig später kam, zusammen mit weiteren Frauen, die Gärtnerin Marta Neumayer (1900-1977) hinzu. Ausgehend von einem 1923 angepachteten Bauernhof in der Nähe des Weilers Schwarzerden bauten sie gemeinsam eine Siedlung auf, die sich aus dem Verkauf von landwirtschaftlichen und handwerklichen Produkten, Gymnastikkursen für die Kinder der örtlichen Bevölkerung, sowie Ferienangeboten für berufstätige städtische Frauen finanzierte. Vogler, die Gymnastiklehrerin war, entwickelte eine eigene Gymnastikmethode, die soziale und körperliche Aspekte verbinden sollte. Buchhold unterrichtete Politik und Soziallehre. Gemeinsam entwickelten sie den Beruf der "Sozialgymnastin", der Frauen eine ausgewogene und ihrem Wesen angemessene Beschäftigung geben sollte. Im Jahr 1925 gründete sich bereits eine Genossenschaft, bevor 1927 die Einrichtung unter dem Namen "Schule Schwarzerden e.G.m.b.H., Ausbildungsstätte für sozial angewandte Gymnastik und Körperpflege" offiziell eröffnet und die ersten regulären Schülerinnen aufgenommen wurden. 1929 erfolgte die behördliche Anerkennung der Ausbildung. 1933 richtete sich die Schule schnell an den neuen politischen Verhältnissen aus. Lehrpläne wurden umgestellt und verschiedene NS-Organisationen entsandten ihr Personal zur Weiterbildung nach Schwarzerden. Die Gründerinnen traten noch in diesem Jahr in die NS-Frauenschaft ein, 1938 dann auch in die NSDAP und NSV. Buchhold arbeitete zudem als Kulturreferentin für die NSV. Nach der Befreiung durch die Alliierten wurde die Schule 1945 zunächst geschlossen, im Jahr darauf aber wieder eröffnet. Während Vogler die Schulleitung noch bis 1971 fortführte, zog sich Buchhold aufgrund ihrer Nähe zum NS-Regime aus der Schule zurück und widmete sich der Schriftstellerei. 1951 kam es schließlich zur Auflösung der Genossenschaft und damit zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins, der fortan die Trägerschaft der Schule übernehmen sollte. In der Bundesrepublik wuchs die Schule zunächst. Es wurden nach wie vor Sozialgymnastinnen ausgebildet, aber auch ein Kinderferienheim und weitere Gebäude errichtet. Seit den 1970er Jahren änderte sich die Ausbildungssituation und die Schülerinnenzahl ging zurück, da reine Gymnastiklehrerinnen auf dem Arbeitsmarkt immer weniger gefragt waren. Die Schule ging dem entgegen, indem sie seit 1979 auch Männer aufnahm und seit 1985 die Ausbildung in Arbeits- und Beschäftigungstherapie anbot. Der letzte reine GymnastiklehrerInnenjahrgang absolvierte sein Examen 1995. Nach einer fast 100-jährigen Geschichte wurde die Schule Schwarzerden 2018 geschlossen. Bestandsbeschreibung: Die ersten Unterlagen der Gymnastikschule Schwarzerden kamen 2013 in das AddF, weitere Nachlieferungen erfolgten in den darauffolgenden Jahren. Im Bestand sind darüber hinaus die (Splitter-) Nachlässe der Schulgründerinnen überliefert. Die Schulakten, Nachlässe und Objekte haben einen Umfang von 17 Regalmetern. Die Laufzeit der Akten beginnt 1922, kurz nach der Gründung der Siedlung Schwarzerden, und endet 2018 mit der Schließung der Schule. Die Archivalien umfassen neben schultypischen Akten unter anderem beispielsweise eine Jahrzehnte umspannende Pressesammlung oder auch Schultagebücher, in denen Ereignisse des Schulalltags dokumentiert wurden. Aus den persönlichen Nachlässen der Schulgründerinnen Marie Buchhold und Elisabeth Vogler stammen einige Dokumente aus der Zeit ab etwa 1900. Marie Buchholds (1890-1983) Nachlass umfasst ca. 1,3 laufende Meter und enthält neben jahrzehntelanger Korrespondenz auch ihre schriftstellerischen Werke wie Vorträge, Gedichte und Schauspiele. Von Elisabeth Vogler (1892-1975) und Marta Neumayer (1900-1977) sind Splitternachlässe überliefert, die private Korrespondenz, Entwürfe und Endfassungen von Vorträgen und Artikeln sowie andere persönliche Unterlagen umfassen. Zum Bestand gehört weiterhin eine große Fotosammlung, die den Alltag an der Schule von den frühen 1920er Jahren bis in die 2000er Jahre abbildet. Diese Sammlung ist noch nicht erschlossen. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderten Digitalen Deutschen Frauenarchivs (DDF) wurde der Bestand im Projekt "Erschließung und Digitalisierung von Sammlungsgut" im Jahr 2023 archivtechnisch bearbeitet und erschlossen. Nutzungsbedingungen: Das Archivgut, das im Archiv der deutschen Frauenbewegung verwahrt wird, kann 30 Jahre nach Schließung der Unterlagen benutzt werden, soweit dem nicht gesetzliche Vorschriften entgegenstehen. Die Sperrfristen können unter bestimmten Bedingungen auf Antrag verkürzt werden. Siehe hierzu: Benutzungsordnung des AddF. Verwendete Abkürzungen: ADF - Allgemeiner Deutscher Frauenverein B.d.M. - Bund deutscher Mädel DPWV - Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband FH - Die Frau und ihr Haus FVZ - Fuldaer Volkszeitung FZ - Fuldaer Zeitung HAGE - Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung e.V. MK - Monatsklasse NSDAP - Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NSLB - Nationalsozialistischer Lehrerbund NSV - Nationalsozialistische Volkswohlfahrt RS - Rhön-Spiegel SK - Seminarklasse VDA - Volksbund für das Deutschtum im Ausland VDP - Bundesverband Deutscher Privatschulen WFOT - World Federation of Occupational Therapists WK - Weiterbildungskurs |
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