Archivgut Akte

Nachlass Radusch, Hildegard

in: Nachlass Radusch, Hildegard
46 Archivkartons

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Einrichtung: FFBIZ-Archiv | Berlin
In: Nachlass Radusch, Hildegard
Bestell-Signatur: B Rep. 500 Acc. 300 - 0
Sprache: Nicht einzuordnen
Beschreibung:
Der Nachlaß von Hildegard Radusch (1903-1994) ging nach ihrem Tod an das FFBIZ über. Sie war dessen Mitbegründerin und viele Mitfrauen des FFBIZ gehörten in ihren letzten zehn Lebensjahren zu Hildes "Clübchen".

Lebenslauf

Hildegard Radusch (eigentlich Hildegard Auguste Adelaide Marie) wurde am 6.11.1903 in Altdamm bei Stettin als Tochter von Gertrud Radusch, geb. Brucks (1896-1944), Hausfrau und Adolf Radusch (1875-1915), Postbeamter im Mittleren Dienst, geboren. In diesem bürgerlich-konservativen Elternhaus wächst sie auf und besucht ab 1913 das Lyzeum in Aschersleben.

1915 fällt der von ihr verehrte Vater im Krieg und H.R. zieht mit ihrer Mutter nach Weimar. Dort besucht sie weiterhin das Lyzeum und im Anschluß daran ein Jahr lang ein Pensionat, wo sie auf die von der Mutter gewünschten Rolle als Haus- und Ehefrau vorbereitet wird.

H. R. entscheidet sich aber für eine Ausbildung und geht 1921 nach Berlin, wo sie am Pestalozzi-Fröbel-Haus eine Ausbildung zur Kinderhortnerin absolviert. Gleichzeitig tritt sie in den Kommunistischen Jugendverband ein. Nach kurzen Tätigkeiten als Hortnerin und Kindermädchen wird sie 1923 Telefonistin bei der Post. Dort lernt sie auch ihre erste Freundin Maria kennen, die beiden ziehen zusammen.

Ab 1925 engagiert sich H. R. für den Roten Frauen- und Mädchenbund. Sie spricht auf Veranstaltungen und schreibt Artikel für das Publikationsorgan, die "Frauenwacht". 1927 kommt sie zunächst in den lokalen Betriebsrat der Post, später in den Betriebsbeirat für Berlin und in den Zentralbetriebsrat für das Gebiet der Deutschen Reichspost. Von 1929 bis 1932 ist H. R. Stadtverordnete für die KPD in Berlin-Mitte. 1930 verliert sie aufgrund ihrer politischen Tätigkeit die Stellung bei der Post und hat danach wechselnde Stellungen als Telefonistin.

Anfang März wird sie verhaftet und bleibt fast sechs Monate in Schutzhaft. Die Beziehung zu ihrer Freundin geht aufgrund der Verhaftung und der politischen Verhältnisse in die Brüche. 1934-36 ist H. R. als Arbeiterin in verschiedenen Abteilungen von Siemens - auch illegal politisch - tätig. Danach hat sie wechselnde Anstellungen als Büroangestellte, ab 1940 bei der Volksbank Wilmersdorf.

1939 lernt sie Else ("Eddy") Klopsch kennen und die Wohnungsnachbarin wird zur Lebensgefährtin bis zu deren Tod 1960. Eddy Klopsch eröffnet einen Privatmittagstisch, um sich und ihre Freundin ernähren zu können. Dort haben sie die Möglichkeit, durch Essensspenden Juden oder Kriegsgefangenen das Leben etwas zu erleichtern. In Prieros, einem kleinen Ort im Berliner Umland, bauen sich die beiden Frauen eine kleine hölzerne Hütte als Wochenenddomizil - und als zweiten "geheimen Wohnsitz" für Notfälle.

Als im August 1944 die letzten noch in Freiheit befindlichen Funktionäre von KPD, SPD und Zentrum verhaftet werden sollen, kann H. R. sich nach einer Warnung der Verhaftung entziehen. Gemeinsam mit Eddy Klopsch verläßt sie Berlin, und die beiden leben ohne Lebensmittelkarten illegal in Prieros, wo sie fast verhungern.

Ab Mai 1945 beteiligt sich H. R. am Wiederaufbau der Verwaltung und arbeitet am Bezirksamt Schöneberg. 1946 wird sie, nach internen Konflikten und dem Austritt aus der KPD, entlassen. danach folgen nur noch kurzfristige Tätigkeiten im Rahmen des Notstandsprogramms für ältere Angestellte". Ihre Rente als politisch Verfolgte bessert sie mit dem Verfassen von Artikeln in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften auf.

Sie interessiert sich weiterhin für Politik, wird aber nicht mehr parteipolitisch aktiv. Zu ihren Interessen gehöre nauch Philosophie und Esoterik. Auch Gedichte verfaßt sie. Mit dem Aufkommen der Neuen Frauenbewegung wird H. R. wieder politisch aktiv und kann dort ihre Erfahrungen aus den 20er und 30er Jahren einbringen. Sie ist Mitbegründerin der Gruppe L74, der UKZ und des FFBIZ.

Verschiedene dokumentarische Filme wurden über sie gedreht, so z.B. "Muß es denn gleich beides sein?" von Petra Haffter und Pieke Biermann. In ihren letzten Lebensjahren wird sie von befreundeten Frauen aus der Lesben- und Frauenbewegung aus ihrem "Clübchen" betreut. 1994 stirbt H. R. nach einem kurzen Aufenthalt in einem Pflegeheim in Schöneberg. Beigesetzt wurde sie mit Grabstein auf dem Matthäi-Friedhof in Berlin Schöneberg in der Nähe des Grabes von Gudula Lorez.
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