Archivgut Nachlass

Mathilde und Dr. Adalbert P. P. NL 222 III

August 1831 bis Oktober 1947

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: August 1831 bis Oktober 1947
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Innsbruck in Tirol, Wien; Praha (Prag) in Tschechien; Urlaubsorte: Feuerstein, Nösslach, St. Sigmund und Trins in Tirol, Sterzing (Vipiteno) in Italien u.a.; unbestimmbare Orte im 1. Weltkrieg; unbestimmbare Orte in Albanien und Praha (Prag) in Tschechien im 2. Weltkrieg u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Aufzeichnungen in Buchform: 1 Notenheft; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Paarkorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz, berufliche Korrespondenz): 6 Schreiben; 6 amtliche Dokumente; Dokumente zur Berufslaufbahn: 1 Dienstbotinnenbuch, 1 Zeugnis und 5 berufliche Dokumente und Patente; autobiografische Aufzeichnungen: 2 lebensgeschichtliche Erzählungen (241 Seiten); 105 Fotografien (tw. in 1 Fotoalbum)</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Empfängerin: Mathilde P. (geb. Lieb); 1882-1965, geb. und gest. in Wien

Schreiber/Empfänger: Dr. Adalbert P.; 1873-1949, geb. und gest. in Wien

Übergeber: Nicolas D. (Bevollmächtigter), 2015



Mathilde P. (geb. Lieb) wuchs in Wien Gumpendorf auf. Die Eltern ihrer Mutter Mathilde Josefa Lieb (geb. Nechwalsky, geb. 1850) führten eine Fabrik für Blasinstrumente. Von diesen Vorfahr/innen liegen 10 amtliche Dokumente vor, die zwischen 1831 bis 1870 ausgestellt wurden. Darunter befindet sich ein Dokument zur Erfindung einer Klarinette von Großvater Anton Nechwalsky aus 1853. Mathilde Preys Vater Ferdinand Michael Lieb (geb. 1833) war Direktor der Lehranstalt für Textilindustrie bzw. „k.k. Gewerbeschuldirektor“.

Mathilde Preys eigene Ausbildung ist durch ein Zeugnis belegt, das die bekannte Pianistin Malwine Bree (1851-1937) 1909 ausgestellt hat. Demnach konnte sie „sowohl als Pianistin wie auch als Lehrerin bestens empfohlen werden“ (Jänner 1909). 1910 heiratete sie den Astronomen und Geodät Dr. Adalbert P. (1873-1949). Aus ihrer Verlobungszeit sind zwei Briefe erhalten, die Mathilde P. 1908 und 1909 an Adalbert P. geschrieben hat.

Adalbert P. war ebenfalls in Wien aufgewachsen, sein Vater Siegmund P. (1837-1904) war hier Oberlandesgerichtsrat. Seine Vorfahren väterlicherseits waren Zollbeamte an verschiedenen Orten an der Grenze zu Deutschland, der Schweiz und Südtirol, der Großvater mütterlicherseits war Leibarzt von Erzherzogin bzw. Königin Maria Louise von Parma (1791-1847), zweite Ehefrau Napoleons I. gewesen.

Adalbert P. hatte von 1892 bis 1896 Astronomie, Physik und Mathematik an der Universität Wien studiert. Einer seiner Professoren war Samuel Oppenheim (1857-1928) gewesen. Er arbeitete als Assistent an der Wiener Universitäts-Sternwarte tätig, 1897 absolvierte er die Lehramtsprüfung aus Mathematik und Physik. Nach seinem Militärdienst 1897/1898 nahm Adalbert P. 1899/1900 an einer Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften nach Indien teil. Von 1900 bis 1909 war er „Adjunkt“ im Österreichischen Gradmessungsbüro. 1902 habilitierte sich Adalbert P. an der Universität Wien für Astronomie und Geodäsie, 1906 an der Technischen Hochschule Wien. 1909 übernahm er als Titularprofessor die Leitung der Innsbrucker Universitäts-Sternwarte.

In Hötting bei Innsbruck wurden auch die beiden Kinder von Mathilde und Adalbert Preys geboren. Ihr Sohn Dr. Siegmund (1912-1992) und eine Tochter Dr.in Irmgard Mathilde P. (1916-1940) verbrachten hier die ersten Jahre ihres Lebens. Adalbert P. war im Ersten Weltkrieg von 1915 bis 1917 zum Kriegsdienst eingezogen, bevor er als ordentlicher Universitätsprofessor an der Deutschen Universität Prag berufen wurde. 1919 folgten Mathilde P. und die zwei Kindern von Innsbruck aus nach.

Ab 1920 war Leopoldine Neufuss (geb. 1876) bei der Familie als Hausangestellte tätig. Von ihr ist ein Dienstbotinnenbuch erhalten, in das Zeugnisse über ihre Anstellungen von 1891 bis 1920 eingetragen wurden.

1930 wurde Adalbert P. als Nachfolger von Samuel Oppenheim als ordentlicher Professor für theoretische Astronomie an die Universität Wien berufen. Er emeritierte 1939, während des Zweiten Weltkrieges supplierte er seine eigene Lehrkanzel. Bis kurz vor seinem Tod hielt er Lehrveranstaltungen ab.

Der schriftliche Nachlass des Ehepaares Mathilde und Adalbert P. ist nur fragmentarisch erhalten. Aus ihrer Korrespondenz sind nur 3 lose Briefe aufbewahrt worden, die Fachkolleg/innen an Adalbert P. und eine Freundin von Mathilde P. zwischen 1909 bis 1930 an sie geschrieben haben.

Von Adalbert P. selbst liegen zwei umfangreiche autobiografische Erzählungen vor. Sie sind mit Maschine geschrieben und dürften in den späten 1940er-Jahren verfasst worden sein: Das eine Typoskript ist betitelt mit „Jugendjahre in Wien“. Sie umfasst die Zeit von den 1870er- bis in die 1910er-Jahre. Auf 201 Seiten schildert Adalbert P. u.a. die Geschichte seiner Familie und seine eigene Berufslaufbahn bis zu seiner Anstellung in Innsbruck: „Eine Professur, die eigentlich das Hauptziel des ganzen Lebens war, winkte, eine Heirat auf die man schon lange gewartet hatte und die Gründung eines neuen Hausstandes, endlich eine Übersiedelung in das Land Tirol […]“. Das zweite Typoskript ist betitelt mit „Geschichte eines Alt-Wiener Kinder-Theaters“. Auf 40 Seiten wird dabei das „Kindertheater“ beschrieben, Aufführungen im familiären Umfeld, die in der Familie seit Adalbert Preys Vater Tradition hatten. Die Schilderung umfasst die Zeit von den 1810er- bis in die 1930er-Jahre: „Zu den Dingen, die mir in meiner Kindheit und auch in meinen späteren Mannesjahren die größte Freude bereitet haben, gehörte das Kindertheater“. Diese Schilderung ist mit einer Erklärung der jeweils genannten Personen aus dem Umfeld der Familie P. versehen.

Der zweite größere Teil in dem Nachlass des Ehepaares P. sind Fotografien: Ein kleinformatiges Album enthält 39 Fotografien von einem Urlaub in Tirol und Südtirol im Jahr 1936. Neben Landschaftsaufnahmen sind zeigen einige Abbildungen auch (Freizeit-)Aktivitäten wie Wandern, Schwimmen, Paddelbootfahren, Kegeln und Näharbeiten. Die Familie ist dabei häufig in Dirndl und Tracht bekleidet.

Eine umfangreiche und ausführlich beschriftete Fotosammlung ist im Original Teil des Nachlasses von Adalbert P. in der Geologischen Bundesanstalt. Einzelne Bilder davon sind als Scan auch in diesem Bestand vorhanden: 66 Fotografien zeigen vor allem Portraits der verschiedenen Familienmitglieder aus dem Zeitraum von den 1860er- bis in die 1940er-Jahre. Abgebildet sind darauf Mathilde und Adalbert P., ihre Kinder sowie zahlreiche Vorfahr/innen. Darunter sind Adalbert Preys Großeltern Marie und Johann Alois R., seine Eltern Louise und Siegmund P. und die Geschwister Hermann und Margarete P.. Einzelne Fotografien zeigen auch Weihnachtsfeiern und Gruppen von Soldaten und Kriegskrankenschwestern im Notreservespital aus 1915 und 1916. Auf einem Foto aus Innsbruck 1911 sind zwei Mädchen in Uniform mit Waffen zu sehen. Weitere Fotografien zeigen wiederum Freizeitaktivitäten wie Wandern und Schwimmen.

Einzelne Fotos sind auch aus der Militärzeit von Mathilde und Adalbert Preys Sohn Siegmund P. während des Zweiten Weltkrieges vorhanden Diese wurden 1942 und 1944 in Prag und Albanien aufgenommen. Aus Oktober 1942 ist zudem 1 Brief von Mathilde P. an ihren Sohn erhalten. Siegmund P. hatte Geologie an der Universität Wien studiert und arbeitete als auch in diesem Fach. Während des Zweiten Weltkrieges war er laut online verfügbaren Angaben am „Autobahnbau“ und als „Militärgeologe“ unter anderem in Albanien tätig. 1943 heiratete er die „Volkspflegerin“ Karin P. (geb. H., 1909-1990, NL 222 V).

Von Mathilde und Adalbert Preys Tochter Irmgard Mathilde P. sind u.a. Schulfotografien und Fotografien von einer wissenschaftlichen Exkursion erhalten. Sie studierte Zoologie an der Universität Wien und war als Zoologin in der Fischereibiologischen Anstalt in Weißenbach am Attersee in Oberösterreich tätig.

Der Nachlass enthält noch zwei lose Schriftstücke aus den 1940er-Jahren: Ein Beschluss zur Verlassenschaft von Adalbert Preys Bruder Hermann P. (1871-1945) ist mit 1947 datiert, ein Notenheft ohne Angaben zu Verfasser/in und Datum ist ebenfalls dem Nachlass zugeordnet.



Der umfangreiche Berufsnachlass von Adalbert P. ist Teil der Bestände der Geologischen Bundesanstalt in Wien.</p>
Anmerkung:
Aus Datenschutzgründen werden in diesem Online-Verzeichnis alle Nachnamen abgekürzt angegeben. Die mit den Übergeber/innen der Bestände jeweils vertraglich vereinbarte Verwendung der Namen ist bei der Recherche vor Ort abzuklären.
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c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
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Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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