Buch
Monografie
Eine Unberührbare erzählt : ein Leben am Rande des indischen Kastensystems
Verfasst von:
Viramma
München:
Frederking und Thaler
,
2001
,
400 S.
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Geografika: | |
Weitere Informationen
Einrichtung: | Frauensolidarität | Wien |
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Orginaltitel: | Une vie paria <dt.> |
Verfasst von: | Viramma |
Mitwirkende: | Racine, Josiane [BegründerIn eines Werks] Rothfuss, Ilse [ÜbersetzerIn] |
Schriftenreihe: |
Unesco collection of representative works
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Jahr: | 2001 |
Maße: | 23 cm |
ISBN: | 3894054344 |
Sprache: | Deutsch |
Beschreibung: | |
Viramma, die Protagonistin der detaillierten Autobiographie, erzählt in der Ich-Form über Alltag und Festtag einer Landarbeiterin aus Tamil Nadu in Südindien. Über das ganze Buich hinweg fühlt frau/man die rhetorische Fülle Virammas, ihr Temperament, ihren Schalk, ihre Lebensfreude, aber auch die Last der ökonomischen und spirituellen Verpflichtungen, die sie tagtäglich zu tragen hat. Viramma kennt die Zufälle, aber auch die menschlichen Manipulationen wie Heiratsvermittlung, die ihre VorfahrInnen zusammengeführt hat und deren Produkt sie ist. Die Mitglieder ihrer Familie sind alle unberührbare - also niederkastige, als unrein geltende - LandarbeiterInnen, die an einen bestimmten Grossbauern und dessen Land gebunden sind. Ihre Kindheit schildert sie als kurzes Paradies, gekennzeichnet von der gemeinschaftlichen Kumpanei der anderen unberührbaren Kinder: Sie streiften in Mädchenbanden frei herum und teilten ihr äusserst bescheidenes Essen. "Nicht umsonst" - so die Worte Virammas - "heisst es immer, dass wir Parias, ob Kinder oder Erwachsene, wie die Raben sind. Und das nicht nur wegen der Farbe! Wie die Raben sind wir immer in der Gruppe. Wie die Raben essen wir nie allein." Im Gegensatz zu den Kindern der Höherkastigen haben sie viele Freiheiten und kennen die Umgebung des Dorfes gut. Schulbesuch war nicht angesagt, dafür aber gab es einen "Schulmeister" eigener Art, nämlich Grossvater Munissami, der beste Geschichtenerzähler des Dorfes, der Märchen, Rätsel und Lieder kennt . Schon bald muss Viramma am Feld mitarbeiten, ein jähes Ende wird der Kindheit aber vor allem durch die frühe Verheiratung mit einem Mann aus einem anderen Dorf gesetzt. Anfangs lebt sie sich schwer ein, bald aber findet sie an ihrem Gefährten, am Eheleben und an der Dorfgemeinschaft Gefallen. Als heilkundige Hebamme und begnadete Sängerin reift sie zum angesehenen Mitglied der LandarbeiterInnengemeinschaft. Sie wird vielfache Mutter, aber nur zwei ihrer Kinder - eine Tochter und ein Sohn - erleben das Erwachsenenalter. Immer wieder müssen der spirituellen Welt Opfer zur Besänftigung bei Krankheit, Hochzeiten oder Tod dargebracht werden, ein Umstand, der zur ständigen Abhängigkeit vom Grundbesitzer führt, der Geld und Lebensmittel verleiht. Viramma erzählt auch von den diplomatischen Überlebensstrategien gegen rassistische und sexistische Angriffe der höherkastigen Beamten und , und im Krankenhaus müssen sie um ihre männlichen Babies bangen, die im korrupten System gerne gegen weibliche Babies ausgetauscht werden. Ihr Dasein am unteren Rand der gesellschaftlichen Hierarchie reflektiert Viramma oft, sie spricht klar über den Nutzen ihrer Arbeitskraft für andere, und ihre Not an Land und Bildung, aber sie hegt keine Illussionen bezüglich einer tiefgreifenden Änderung. Langatmig zu lesen ist das Buch zuweilen, wenn es um die detaillierten Verpflichtungen den Göttinnen und Göttern gegenüber geht. Ansonsten ist es aber für alle, die sich mit dem Alltag von einfachen indischen Frauen auseinandersetzen, ein vergnügliches Muss.. | |
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