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Lottes Mutterbindung : ihre Mitschuld an Werthers Selbstmord

Verfasst von: Dumiche, Béatrice
in: Orbis litterarum
Oxford: 1995 , 278 - 288 S.

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Einrichtung: Ariadne | Wien
Verfasst von: Dumiche, Béatrice
In: Orbis litterarum
Jahr: 1995
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
Inwiefern begründet die in neueren Analysen herausgearbeitete Ambivalenz Lottes ihre Mitschuld am Selbstmord Werthers, und inwiefern motiviert die bedingte Erkenntnis ihrer persönlichen Verantwortung eine Verlagerung der auktorialen Perspektive? Diese Frage versucht der Artikel zu beantworten, indem er ihre Verankerung in einer bürgerlich pietistischen Empfindsamkeit in Verbindung mit ihrer exzessiven Mutterbindung untersucht und aufzeigt, daß diese psychische Struktur sie veranlaßt, verdrängte ödipale Neigungen auf ihre Partnerwahl zu projizieren. Ihre Verbindung zu Werther erscheint somit als das Bestreben, die durch den Tod der Mutter unwiederbringlich zerstörte Einheit der Familie in einer mythischen Realität wiederherzustellen, die ihre Entsprechung in einem Literaturverständnis findet, das die Zurückgewinnung der ursprünglichen Wesenhaftigkeit des Wortes als Fundament einer menschlichen Seelengemeinschaft zum obersten Kriterium schriftstellerischen Könnens erhebt. Werthers Scheitern als Künstler und als Mensch kann somit als Folge ihrer necrophilen Mutterbindung verstanden werden, von deren partieller Aufarbeitung die Verschiebung der auktorialen Perspektive im Herausgeberbericht zeugt.
Anmerkung:
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