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Archiv Schweizerische Evangelische Frauenhilfe (SEF), ehemals Verband deutsch-schweizerischer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit

1857-2019

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Einrichtung: Gosteli Archiv | Bern
Jahr: 1857-2019
Beschreibung:
Verwaltungsgeschichte / Biographie: A Dachverband

Inspiriert von Josephine Butler (1828-1906) und deren Eintreten für unverheiratete Mütter und gegen Prostitution, schlossen sich 1877 Frauen mit bürgerlich-christlichem Hintergrund aus Genf, Waadt, Neuenburg und Bern zusammen, um in Anschluss an einen Kongress des Britisch-kontinentalen Bundes zur Abschaffung der gesetzlich regulierten und geduldeten Prostitution (kurz Föderation genannt) auch in der Schweiz tätig zu werden. In mehreren Deutschschweizer Kantonen entstanden weitere Gruppen, die sich über das Comité intercantonal des femmes suisses pour l'oeuvre du relèvement moral (Schweizerischer Frauenbund zur Hebung der Sittlichkeit) koordinierten und Vorstösse gegen staatlich geduldete Prostitution und zur rechtlichen Besserstellung von Frauen und Mädchen unternahmen. 1901 trennten sich die zwölf Deutschschweizer Sektionen (Aargau, Appenzell AR, Baselland, Baselstadt, Bern, Glarus, Graubünden, St. Gallen, Schaffhausen, Solothurn, Thurgau und Zürich) von der Föderation und gründeten mit dem Verband deutsch-schweizerischer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit ihre eigene Dachorganisation. Diese änderte mehrmals ihren Namen: 1929 zu Schweizerischer Verband Frauenhilfe, 1947 zu Schweizerischer Evangelischer Verband Frauenhilfe, 1992 zu Schweizerische Evangelische Frauenhilfe (SEF).

Als Verbandsziele führen die frühen Statuten u. a. die "Bekämpfung der Unsittlichkeit und des Mädchenhandels" und die "Bewahrung und Rettung schutzbedürftiger Kinder und gefährdeter oder gefallener Mädchen" an. Daraus resultierte die Förderung von Anstaltsgründungen zur Unterbringung und Wiedereingliederung sozial marginalisierter Frauen und Kinder, die Schaffung von Beratungs- und Fürsorgestellen, unter dem Blickpunkt der Prophylaxe aber auch die Herausgabe von erzieherischen und erbaulichen Schriften, die Organisation von Frauen- und Mütterzusammenkünften und von Mütterferien. Mit Ausnahme der bis 1956 in Verbandsbesitz verbliebenen Frauenkolonie Ulmenhof (Ottenbach ZH) wurden solche und ähnliche Initiativen im Anstalts-, Fürsorge-, Beratungs- und Bildungsbereich von den Sektionen getragen und gemäss den lokalen bzw. regionalen Gegebenheiten weiterentwickelt. Der Verband selbst diente hauptsächlich der Vernetzung, er unternahm Vorstösse auf Bundesebene (Gesetzgebung im Zivil- und Strafrechtsbereich) und wirkte publizistisch. In den 1950er Jahren engagierte er sich stark bei der Neukonzeptionierung der Frauenstrafanstalt Hindelbank.

Als Verband war die SEF ausgeprägt föderalistisch strukturiert, die Sektionen bildeten selbständige Vereine. Um den Kreis unterstützender Personen möglichst gross zu halten, wurde ein minimaler Mitgliederbeitrag angesetzt und mit der Abgabe einer Kleinschrift ("Kollektenblatt", ab 1930 "Verbandsblatt") entgolten. Den persönlichen Kontakt zu den Mitgliedern gewährleisteten die sogenannten Sammlerinnen, die die Schriften verteilten und bei Bedarf wohl zugleich als erste Anlauf- und Vermittlungsstelle von Hilfeleistungen wirkten. Der Verband war als überkonfessionelle Vereinigung gegründet worden, rekrutierte sich aber vorwiegend aus dem evangelisch-protestantischen Milieu. Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte sich die konfessionelle Ausrichtung. Zahlenmässig erreichte der Verband mit rund 53'000 Mitgliedern in 16 Sektionen in den 1960er Jahren einen Höhepunkt.

Doch die gewandelten gesellschaftlichen Verhältnisse sowie fortschreitende Verstaatlichung, Säkularisierung und Professionalisierung des Fürsorgewesens erzwangen sowohl auf Ebene des Dachverbands wie der einzelnen Sektionen vielfältigste Anpassungsleistungen, um sich gegen den Schwund an Mitgliedern, ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, Abonnentinnen und Finanzquellen zu behaupten und Arbeitsfelder neu und zeitgemäss zu definieren. Den Sektionen, wo der Einsatz für Projekte überschaubar und ein Erfolg vielleicht unmittelbarer erfahrbar ist, fiel solche Neuausrichtung oftmals leichter als der Dachorganisation, die trotz Strukturreformen schliesslich nicht genügend Nachwuchskräfte fand. Im September 2003 beschlossen die Delegierten aus den verbliebenen 13 Sektionen, die SEF als Dachverband aufzulösen.

B Sektion Bern/EFB

Der bernische Frauenverein zur Hebung der Sittlichkeit wurde 1886 gegründet. 1901 zählte er zu den Initianten des gemeinsamen Dachverbandes, der späteren SEF, der er bis zu ihrer Auflösung im Jahre 2003 als Sektion angehörte. Seit 1980 ist der Name Evangelische Frauenhilfe Bern in den Statuten verankert. Seit 1912 führt die EFB in der Stadt Bern eigene Heime: vorerst die Asyle Sulgenhof und Schattenhof (später Heimgarten) für obdachlose Frauen, ab 1972 sodann den Heimgarten als Beobachtungsstation für weibliche Jugendliche. Von 1944 bis 1994 betrieb der Verein zudem das Wohnheim Lindenheim. Seit den 1950er Jahren engagiert sich die EFB in der Beratungsarbeit, sie organisiert Ferienwochen, Kontakt- und Weiterbildungsangebote.

C Sektion Winterthur

Evangelische Frauenhilfe Winterthur, gegründet 1906 als Ortssektion des Zürcherischen Frauenbundes, später umbenannt in Verein für Mädchen- und Frauenhilfe Winterthur, später: Evangelische Frauenhilfe Winterthur.
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