Archivgut Nachlass

Elisabeth G. NL 173

1907 bis ca. 1970

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1907 bis ca. 1970
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Klagenfurt in Kärnten, Altheim, Mattighofen und St. Wolfgang in Oberösterreich, Michaelbeuern, Bruck, Bruck-Fusch, Neumarkt, Salzburg-Stadt, Uttendorf und Zell am See in Salzburg, Donauwitz und Graz in der Steiermark, Ehrwald, Hötting und Innsbruck in Tirol, Wien; Achmer, Berchtesgaden, Dortmund, Greifswald, Gütersloh, Hannover, Köln, Lippstadt, Obersdorf, Pillau, Rügen, Tutow, Ulm und Wunstorf in Deutschland; Bourges und Lille in Frankreich; Breslau (Wroc; ław/Brassel), Kolberg (Kołobrzeg), Krakau (Krak; ów), Krynica-Zdrój, Reichshof (Rzeszów) und Tarnów in Polen, Königsberg (Kaliningrad) in Russland; Pilsen (Plze; ň) in Tschechien; Orte an der Front im 1. Weltkrieg: Przemyśl in Polen, Troppau (Opava) in der Slowakei, verschiedene Orte in der Bukowina, Italien, Russland u.a.; Orte an der Front/Kriegsschaupl; ätze im 2.Weltkrieg: unbestimmbare Orte in Russland u.a.; </p>
<p><b>Quellentypen: </b>Aufzeichnungen in Buchform: 2 Poesiealben, 3 Kochbücher; Korrespondenz: 1.025 Schreiben (Familienkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz, Feldpost aus dem 1. Weltkrieg, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg, Korrespondenz aus dem Reichsarbeitsdienst); 23 amtliche Dokumente: u.a. Reisepass, Impfbestätigung, einzelne Formulare bzw. Dokumente für Soldaten; 13 Dokumente zur Berufslaufbahn: u.a. 1 Gesellenbrief, Zeugnisse, Kriegsauszeichnungen; Fotografien: 220 Stück (teilweise in 1 Fotoalbum); Weiteres: 1 gedrucktes Kochbuch, 1 Mitgliedsausweis der Katholischen Jugend Österreichs, 5 Propagandazettel für Soldaten, 40 lose Schriftstücke</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Elisabeth G. (geb. M.); geb. 1889 in Mattighofen in Oberösterreich, gest. 1975 in Salzburg-Stadt in Salzburg

Übergeberin: Dr.in Elisabeth G. (Tochter von Elisabeth G.), 2011 und 2016



Elisabeth G. (geb. M.) wuchs mit vier Br
üdern in Mattighofen im oberösterreichischen Innviertel auf. Sie besuchte eine Haushaltungsschule, während des Ersten Weltkriegs arbeitete sie als Wirtschafterin bei einer Arztfamilie in Bruck an der Glocknerstraße im Pinzgau. 1918 heiratete sie den Gendarmeriebeamten Karl G. (1891-1970). 1918, 1919 und 1921 kamen ihre drei Söhne zur Welt, 1932 ihre Tochter.

An amtlichen Dokumenten von Elisabeth G. sind unter anderem ein Reisepass (1915) mit herausgeschnittener Fotografie, ein „Kuhpockenimpfungs-Zeugnis“ (1916) und ein Dienstzeugnis als Haushälterin (April 1918) vorhanden. Darüber hinaus sind ein Gesellenbrief von Karl G. (1909), Zeugnisse, sowie Unterlagen zu Kriegsauszeichnungen des Sohnes Ernst G. erhalten

Ihr Poesiealbum enthält 18 Einträge von Ostern 1916 bis März 1923, die teilweise mit Zeichnungen und Glanzbildchen verziert sind und deren Schreiberinnen und Schreiber sich u.a. auf „die Kriegsjahre 1914 bis 1916“ und das „Przemysl Garnisonspital“ beziehen.

Zwei der handschriftlich geführten Rezeptsammlungen von Elisabeth G. enthalten v.a. Mehlspeisenrezepte, die in vorgedruckte Haushalts-/Ausgabenbücher eingetragen wurden. Beide weisen starke Gebrauchsspuren auf. Die Einträge im ersten Band „Kochbuch Elise M.“ (111 Blatt) sind u.a. mit „Salzburg am Apriell 1908“, „Marienschlößl 1911“ oder „Graz am 29/4. 1912“ datiert, es enthält zahlreiche Einlagen, dazwischen sind auch Gedichte notiert. Der zweite Band (81 teilweise eingelegte Seiten) ist auf dem Innendeckblatt mit „Mit Gott 28/I. 1913“ überschrieben, ein Weihnachtstortenrezept ist mit 1942 datiert. Die Einträge wurden in verschiedenen Handschriften in Kurrent- und Lateinschrift geschrieben, eingangs findet sich zudem das Rezept zur Herstellung von Seife. Bei manchen Rezepten ist deren Herkunft angegeben („v. Frau Dorn“, „Radio“), Einlage ist u.a. ein Erinnerungsbild an den Pfarrer von Bad Gastein von 1951. Beide Bände enthalten auch Vermerke zur Verbesserung der Rezepte, manche sind mit Kommentaren wie z.B. „sehr gut“ versehen. Die dritte Sammlung umfasst nur wenige Seiten eines Schulhefts. Der gedruckte vierte Band wurde (undatiert) von der Julius Meinl AG herausgegeben. Eingelegt ist u.a. ein mit „4. Kriegsweihnachten 1942/43 Deine dankbare Tochter Lilly“ beschriebener Geschenkanhänger sowie ein 4-seitiger, maschingeschriebener Brief von „Tante & Onkel Seidl“ von Dezember 1942.

Die vorliegenden Fotografien, einzelne Korrespondenzstücke und Gedenkbildchen wurden zusammen in einer mit Silberpapier bezogenen Schachtel aufbewahrt. Die 70 Fotografien von Mitgliedern der Familien M. und G. wurden zwischen 1900 und den 1930er Jahren aufgenommen. Von Elisabeth G. sind neben mehreren Porträts als junge Frau ihr Hochzeitsbild von 1918 und ein einzelnes Farbbild von ca. 1970 vorhanden. Ihre Brüder und ihr Ehemann sind teilweise in Uniformen aus dem Ersten Weltkrieg in der Bukowina, in Russland und Italien abgebildet, Freundinnen als Kriegskrankenschwestern in Przemy
śl und Opava (Troppau). Aus der Zwischenkriegszeit sind ein Kinderfoto der S
öhne von Elisabeth G. sowie zahlreiche Aufnahmen vom „Seeanstich Obernberg“ 1924 und einem Autoausflug 1931 vorhanden.

Die erhaltenen frühen Korrespondenzen umfassen 4 Schreiben bzw. Widmungen auf Birkenrinde, die Karl G. im Kriegsdienst im Jahr 1915 an Elisabeth G. gerichtet hat. Einzelne Schreiben von verschiedenen Familienmitgliedern wurden ab 1907 auf Foto- oder Bildpostkarten verfasst.

Der insgesamt größte Teil des Nachlasses von Elisabeth G. macht die Feldpost aus, die ihre drei Söhne zwischen Mai 1939 und März 1945 an die Eltern bzw. aneinander gerichtet haben. Von Karl G. (1918-2006) sind insgesamt 393 Schreiben erhalten, die er zwischen Oktober 1939 bis März 1945 u.a. aus Polen und Finnland geschrieben hat. Der gelernte Drogist war hier u.a. in einem Labor eingesetzt. Von seiner Tätigkeit berichtete er am 5. Juni 1943: „Mir geht es gut, viel Arbeit halt, fast die meiste Zeit im Labor, in der Schreibstube halte ich mich sehr wenig auf, nur die Zahlmeisterangelegenheiten erledige ich noch.“

Ernst G. (1919-1945) kam nach Ablegen der Matura an einer Gewerbeschule zuerst zum Reichsarbeitsdienst und dann zur Luftwaffe, wo er 1945 als Pilot bei Danzig (Gda
ńsk) in Polen starb. Von ihm sind 328 Schreiben aus der Zeit von M
ärz 1938 bis Juni 1944 erhalten, die er u.a. aus Orten in Österreich, Deutschland, Polen, der Tschechoslowakei und von der Front in Russland abgeschickt hat. Aus dem Inhalt geht u.a. auch hervor, dass er seinen Eltern regelmäßig Pakete mit Alkohol, Schreibwaren und Hygienemittel zusandte (z.B. 9. Februar 1942). Daneben liegen von Ernst G. drei lose Fotografien und ein Fotoalbum vor, dessen Einträge zwischen November 1938 und Juni 1940 datiert sind. Die insgesamt 164 beschrifteten Fotografien sind Portraits, vor allem sind darauf aber Szenen von der Ausbildung, dem Lagerleben, dem Urlaub, verschiedenen Tätigkeiten auch militärische Ausrüstungen, Flugzeuge und Zerstörungen abgebildet. Portraits und das Sterbebild von Leo Ritter v. K. aus 1943 sind rückseitig eingelegt.

Othmar G. (1921-1993) kam nach der kaufmännischen Lehre zum Reichsarbeitsdienst und dann zur Flak an der Ostfront. Aus seiner Korrespondenz sind 187 Schreiben aus der Zeit Mai 1939 bis Juni 1944 erhalten, der er u.a. aus Wien an die Familie in Salzburg adressiert hat. Von den Brüdern sind zudem u.a. Essenskarten, ein Gestellungsbefehl zur Gebirgs-Sanitäts-Abteilung 42, Fahrscheine, ein Merkblatt für beurlaubte Wehrmachtsangehörige, ein Glückwunschtelegramm zum „Deutschen Kreuz in Gold“ oder ein Liedtext überliefert. Ihr Vater Karl G. war während des Zweiten Weltkrieges zum Luftschutz einberufen.

Erhalten sind des Weiteren noch 104 Schreiben von verschiedenen Absendern (Karl G., Adolf P., Fritz M., Max M. u.a.) aus der Zeit von November 1940 bis August 1944, adressiert an Elisabeth und Karl G. oder ihre Tochter Dr.in Elisabeth (Lilli) G. (1932-2022) u.a.

Von ihr ist zudem ist ein Poesiealbum mit 37 Einträgen (März 1940 bis 1952) mit Widmungen von Familienmitgliedern, Freundinnen und Personen aus dem kirchlichen Umfeld wie die „Pfarrschwester“ vorhanden. Einlagen sind zwei vierblättrige Kleeblätter.

Unter der Rubrik „Weiteres“ enthält der Nachlass von Elisabeth G. u.a. einzelne Postkarten und 11 Gedenkbillets an Verstorbene (v.a. aus den 1910er Jahren) sowie zwei Beichtbildchen aus 1951, das gedrucktes Gedicht „Ein Loblied zu Hochzirls Preis“, das dreiseitige, handschriftliche „Gebet des Soldaten im Krieg und vor der Schlacht“ hat Elisabeth G.s Bruder Alois M. (vermutlich) 1931 verfasst oder abgeschrieben hat, eine Sammlung von Briefmarken, einen nicht datierten, maschingeschriebenen Kriegsbericht (3,5 Seiten) von Dr. Josef Rieder, lose Zeitungsartikeln, 5 Propagandaflugzetteln (4 für sowjetische Soldaten, 1 für deutsche Soldaten), ein Merkblatt für „für beurlaubte Wehrmachtsangehörige in Salzburg“, der maschinengeschriebene Text des Liedes „Kampfgeschwader Eoelcke“, eine nicht ausgefüllte Postsparkarte der HJ sowie einen Mitgliedsausweis der Katholischen Jugend Österreichs aus 1956 und einen gedruckten „Beichtspiegel“ für Tochter Dr.in Elisabeth G..

Dr.in Elisabeth G. schloss 1955 ihr Psychologiestudium mit dem Doktorat ab. Sie arbeitete für die Salzburger Landesregierung, wo sie die bundeslandweite Erziehungsberatung aufgebaut hat. 1960 initiierte sie eine seit damals durchgeführte Hilfsaktion für Bolivien. Sie war im Vorstand des Katholischen Familienverbandes Salzburg tätig, dessen Vorsitz sie von 1997 bis 1999 innehatte. 1976 wurde Elisabeth G. als erste Frau in Salzburg zum "Hofrat" ernannt, 2015 wurde ihr vom Salbzurger Erzbischof der Rupert und Vigil Orden in Gold verliehen.</p>
Anmerkung:
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