Archivgut Sammlung

Edith J. NL 243

September 1941 bis September 1946

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: September 1941 bis September 1946
Sprache: Deutsch
Beschreibung:

Orte: Amstetten und Seitenstetten in Niederösterreich, St. Florian und Ried im Innkreis in Oberösterreich, St. Gilgen in Salzburg, Kartitsch in Tirol, Wien; Oderberg in Deutschland; ; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg:; Bielitz-Biala (Bielsko-Bia; ła/B; ílsko-B; ěl; á) und Kroßwitz (Kro; śniewice) in Polen; Br; ünn (Brno), Kremsier (Krom; ěříž), Olmütz (Olomouc), Pokitzan (Rokycany) und Prag (Praha) in Tschechien u.a.

Quellentypen: Korrespondenz (Paarkorrespondenz, Korrespondenz aus dem RAD, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg, Familienkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz): 215 Schreiben; 1 amtliches Dokument; Weiteres: 1 Sterbebild mit Fotografie

Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Edith J.; geb. 1920 in Wien, Sterbedaten unbekannt

Schreiber/Adressat: Erich S.; geb. 1926 in Wien, gest. 1945 in Bar le Duc in Frankreich

Übergeber: Dr. Bernhard K. (Zufallsfund), 2017



Edith J. lebte in Wien Margarethen. Ab Sommer 1941 stand sie im Dienst des Luftgau-Nachrichtenamtes in Wien. 1942 besuchte sie in diesem Kontext einen Kurs in Bielitz-Biala (Bielsko-Biała/B
ílsko-B
ěl
á) in Schlesien. Anfang 1943 war sie in der III. Ausbildungsabteilung für Luftnachrichtenhelferinnen im Luftgau-Nachrichten-Regiment 17 (Raum IVa) in Kremsier (Krom
ěř
í
ž in Tschechien), danach als Luftnachrichtenhelferin wieder in Wien eingesetzt.

Erich S. war ebenfalls in Wien aufgewachsen. Er besuchte eine h
öhere Schule im Stift St. Florian in Oberösterreich, von wo ihm sein Sitznachbar und „Hawerer“ Fritz F. im Sommer 1942 3 Schreiben sandte: „Gleich nach der Zeugnißverteilung gingen wir zum S. um den Schrecken hinunterzuspülen. Nachgeschmack blieb keiner zurück denn ich hab das Zeugnis zu Haus gar nicht hergezeigt sondern bin gleich ‚abgerissen‘“ (16. Juli 1942).

1943 und 1944 war Erich S. zum Reicharbeitsdienst in Kroßwitz (Kro
śniewice) in Polen eingesetzt, danach wurde er zur Artillerie eingezogen. Dabei war er u.a. in Olm
ütz (Olomouc), Brünn (Brno), Amstetten und bei Kriegsende als Gefreiter in einer „Offiziers-Nachwuchsabteilung“ in Frankreich stationiert. Er starb Ende April 1945 in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Bar le Duc im Elsass.

Von der Korrespondenz des Paares sind insgesamt 211 Schreiben erhalten. Die 53 Schreiben von Erich („Peter“) S. aus dem Zeitraum von September 1941 bis März 1945 hat er erst von Urlaubsaufenthalten in Seitenstetten in Niederösterreich und dann vom RAD bzw. dem Frontdienst aus an Edith J. gerichtet. Er nannte sich dabei selbst „Peter“. Das Thema Sehnsucht bezieht sich darin sowohl auf ein persönliches Wiedersehen als auch auf den Wunsch nach Post von der Freundin. So schilderte der damals 15-jähriger Urlauber die Situation im Spätsommer 1941 folgendermaßen: „Am Postamt lacht man schon über mich weil ich ihnen im Tag einige Male die Tür einrenne. […] Vor Sehnsucht ‚ganz klein‘ geworden grüßt und küßt Dich tausend Mal Dein Erich“. Den frühen Briefen sind häufig auch Grüße an die Eltern angefügt.

Von der etwas älteren Edith J. sind insgesamt 154 Schreiben erhalten, die sie zwischen Juli 1942 und März 1945 aus Wien, Osttirol, Niederösterreich und Tschechien an Erich S. geschrieben hat. Die Kuverts von einigen dieser Schreiben sind aus Heereslandkarten hergestellt worden.

Für 1944 ist ein „Durchlaßschein“ erhalten, der ihr eine Reise in das Protekorat Böhmen und Mähren erlaubte. Auf dem Sterbebild von Erich S., das auch sein Portrait enthält, ist Edith J. als „Braut“ angeführt.

Aus 1945 und 1946 liegen 3 Schreiben vor, die sie von Erich Swobodas Mutter u.a. aus Prag erhalten hat. Sie war im März 1945 nach Prag übersiedelt und hatte Edith J. damit beauftragt, in der „auf Kriegsdauer“ vermieteten Wohnung in Wien nach dem Rechten zu sehen: „Liebe, liebe Edith vielleicht ist es Dir möglich, mit Frau W. u. vielleicht noch einem Mann, die Speise-Schlafzimmertüre zu verstellen u. auch die Küchentür.“

Aus 1946 sind weiters 2 Briefe von zwei ihrer Tanten erhalten, wobei ihr die beiden Frauen zu dem „grausame[n] Schicksal“ kondolieren. „[M]ein Herz ist so weh wie damals 1919. Ich hoffte doch noch immer, daß Du bald gute Nachricht bekommst u. glücklich wirst.“

Anmerkung:
Aus Datenschutzgründen werden in diesem Online-Verzeichnis alle Nachnamen abgekürzt angegeben. Die mit den Übergeber/innen der Bestände jeweils vertraglich vereinbarte Verwendung der Namen ist bei der Recherche vor Ort abzuklären.
Gesamten Bestand von Sammlung Frauennachlässe anzeigen

Standort

Sammlung Frauennachlässe
c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 4277 408 12
Öffnungszeiten
Die Bestände können nach Vorlage des Forschungsvorhabens an vereinbarten Terminen eingesehen werden. Ausführliche Informationen dazu finden Sie auf der Website https://sfn.univie.ac.at unter Benutzung + Recherche.
Benutzungszeiten, für die ein Termin vereinbart werden kann, sind Mi & Do 11.00 - 17.00 Uhr bzw. auf Anfrage (per Mail oder telefonisch).
Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

Ich stimme der Nutzung von Google Maps zu.