Archivgut Nachlass

Ricci F. NL 271 V

Mai 1888 bis August 1966

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: Mai 1888 bis August 1966
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Graz und Krieglach in der Steiermark, Wien; Bremen, Hamburg, München und andere Orte in Deutschland; Argostoli in Griechenland; Grado, Triest (Trieste) und andere Orte in Italien; verschiedene Orte in Kroatien; Lübeck in Deutschland und unbestimmbare Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Jugendtagebuch, Frauentagebuch, Müttertagebuch, Brieftagebuch, Tagebuch in der Emigration, während dem 1. Weltkrieg geführtes Tagebuch, während dem 2. Weltkrieg geführtes Tagebuch): 15 Bände; Aufzeichnungen in Buchform: 9 Kalender, 2 Einnahmen-/Ausgabenbücher; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Paarkorrespondenz, Kinderkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz, geschäftliche Korrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg, Korrespondenz aus der Emigration): 1936 Schreiben; 55 amtliche Dokumente; 39 Fotografien; literarischer Nachlass: 4 Textsammlungen und 11 lose Texte (ca. 480 Seiten); Weiteres: Modelle und Teile von Schuhen, 17 Stempel. 745 Lebensmittelmarken, 1 „Merkblatt für Verbraucher“, 1 Wahlbekanntmachung, 1 Zeitungsausschnitt, 1 Märchenheft, 1 Alphabettafel, 3 Familienlinien</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Empfängerin: Ricci (Marie Anna Henriette Auguste) F. (geb. R.); geb. 1883 in Mratin bei Prag (Praha), gest. 1966 in Weiz in der Steiermark

Übergeberin: Dipl. Tzt. Rosemarie S. (Enkelin von Ricci F.), 2018



Ricci (Marianne, Marie Anna Henriette Auguste) F. (geb. R.) wuchs mit ihren zwei Brüdern Erhard R. (1882-1958) und Alexander (Lexi) R. (1886-ca. 1965) in Triest auf, das zu der Zeit zum Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehörte. Ihre Eltern Antonie R. (geb. B., 1855-1927) und Johann Nepomuk R. (1844-1906) führten hier eine Lebensmittelfabrikation. Der Vater stammte aus Prag, der Großvater war dort Landrechtrat gewesen. Die Großeltern mütterlicherseits stammten aus Deutschland, der Großvater war evangelischer Superintendent in Triest.

Aus Ricci F.s Kindheit liegen drei Gratulationsschreiben vor, die sie 1888 und 1894 zu Geburtstagen und Weihnachten an ihre Eltern geschrieben hat.

Ricci F. besuchte die Lehrerinnenbildungsanstalt. Ein auf 2 Seiten beschriebener Papierbogen enthält den tagebuchähnlichen Bericht „Unser Erster Ball 18. März 1901“, der (vermutlich) von ihrer Freundin „Hilda“ geschrieben worden ist. Als 19-Jährige begann Ricci F. selbst damit, regelmäßig ein Tagebuch zu führen: „Schon lange Zeit, ja fast ein ganzes Jahr, liegt dieses Buch unberührt auf meinem Tische herum. Ich wußte lange nicht wozu ich es verwenden solle, ob ein Kochbuch od. ein Tagebuch daraus werden sollte. Heute, es ist der 18. September 1902 ergreife ich die Feder und beginne zu schreiben.“ Die in diesem Buch verfassten Aufzeichnungen haben einen Umfang von 108 Seiten und reichen bis Jänner 1906. Der Inhalt sind vor allem religiöse Themen und die Einträge sind mit zahlreichen eingehefteten Blumen gestaltet. Auf der ersten Seite des Tagebuches ist eine handschriftliche Widmung der Schriftstellerin und Reformpädagogin Ellen Key (1849-1926) aus Dezember 1906 eingetragen.

1905 heiratete Ricci F. den als Ingenieur und Juristen ausgebildeten Moriz F. (1866-1930). Sie war bei der Heirat 22, er 39 Jahre alt. Die Familie Moriz F. lebte in der Obersteiermark, in Mähren (Mährisch-Ostrau/Ostrava) und in St. Ruprecht bei Klagenfurt (Celovec) in Kärnten, der Vater war Direktor einer Maschinenfabrik. Er selbst hatte u. a. an der Montanuniversität in Leoben in der Steiermark studiert, war in der Wandervogelbewegung vernetzt und vertrat politisch und gesellschaftsbezogen liberale Ansichten. In den 1890er-Jahren hatte er eine Zeit lang in St. Thomas und in Buffalo in den USA in der Verwaltung von Metallverarbeitungsbetrieben gearbeitet.

Im Zuge der Eheschließung trat Ricci F. aus der evangelischen Kirche aus – die ihr Großvater ja als Superintendent vertrat. Das Paar hatte die fünf Kinder Hans-Herbert F. (1907-2004), Erika F. (1910-2000), Dr. Harald F. (1911-1999), Britta (Brigitta) P. (geb. F., 1918-2015) und Dora (Dorli) S. (geb. F., 1924-2013).

Die Paarkorrespondenz von Ricci und Moriz F. liegt aus dem Zeitraum von April 1905 bis Oktober 1928 vor. Dabei sind 236 von ihr verfasste Korrespondenzstücke und 30 von ihm erhalten. Die Briefe von Ricci F. umfassen zumeist mehrere Seiten. Zunächst sind sie an „Onkel Moriz“ (Mai 1905) adressiert, später sprach sie ihren Ehemann darin mit „Mein Liebstes!“ (22. Jänner 1914) an. Zahlreiche der Briefe hat sie über mehrere Tage hinweg verfasst. Die späteren Schreiben richtete Ricci F. zumeist während seiner Geschäftsreisen an ihren Ehemann. Inhalte waren darin u. a. die gegenseitigen Gefühle und Gedanken zu seinen häufigen Abwesenheiten.

Die Tagebücher von Ricci F. liegen in insgesamt 14 Bänden vor, die sie im Zeitraum von September 1902 bis Jänner 1966 geführt hat. (Der erste Band wurde oben bereits genannt.) In den zwischen 1906 und 1921 geschriebenen sechs Bänden im Umfang von 20 bis 131 Seiten dokumentierte Ricci F. hauptsächlich das Aufwachsen ihrer Kinder. Ereignisse in deren Leben sowie auch ihre Entwicklungs- und Lernschritte sind dabei ausführlich beschrieben. Festgehalten hat Ricci F. auch ihre Gefühle und Gedanken zu den Schwangerschaften und ihrer Rolle als Mutter: „3 Kinder! 3 Kinder hab ich, 3 heilige, große Wunder keinen Tag kann ich müde werden, mich an ihrem Dasein zu freuen“ (13.März 1917). Die Aufzeichnungen wurden teilweise an die Kinder gerichtet als Brieftagebuch verfasst: „Du mein Süßes, süßes Kindlein da drinnen! Wie unsagbar freue ich mich auf dich […]“ (2. April 1910) oder „Mein liebes kleines Kindchen. Nun rückt deine Stunde auch schon heran. Auch Dir rufe ich meine Grüße schon zu ins neue Leben, sei gesund u. kräftig u. fröhlich““ (17. August 1918). Weitere in den Tagebüchern beschriebene Themen sind die Beziehung von Ricci F. zu ihrem Ehemann oder der Erste Weltkrieg. Hier hat sie auch Berichte über das Tages- bzw. Kriegsgeschehen festgehalten, u. a. ihre zeitweisen Aufenthalte in Österreich. Zum Krieg sind zudem Gedichte und Lieder sowie eigene philosophische Gedanken eingetragen: „O Menschen wie könnte ihr! Ich glaube ihr werdet Euch schämen müssen dieser großen Zeit, Eure Menschlichkeit geht kläglich daher u. schreit u. schreit!“ (30. November 1914). Die Einträge sind an einigen Stellen erweitert um Zeichnungen der Kinder, lose Auflistungen sowie einzelne eingelegte Korrespondenzstücke aus späteren Jahren.

Aus 1917 und 1918 ist eine umfangreiche Sammlung von Lebensmittel-, Kohle-, Seifen- und Petroleummarken sowie Bezugsausweisen (Tessere) erhalten. Diese wurden größtenteils in Triest, vereinzelt auch in Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark, Wien und München ausgestellt. Der Sammlung liegen zwei Scheine Notgeld aus 1920 und ein asiatischer Geldschein bei.

Einige Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ging Ricci F. mit ihrer Familie in die Steiermark. Sie lebten erst in Krieglach im Mürztal, wo sie zuvor Ferien verbracht hatten. 1923 kauften sie eine repräsentative Villa im noblen Stadtteil Eggenberg in der steirischen Landeshauptstadt Graz. 1924 wurde hier Ricci F.s jüngste Tochter Dora (Dorli) S. geboren.

Einen großen Teil im Nachlass von Ricci F. machen die erhaltenen Korrespondenzen aus, Der einzige vorliegende Brief von Ricci F. selbst wurde 1911 an eine Freundin geschrieben. Die an sie gerichteten Briefe sind aus verschiedenen Konvoluten zusammengesetzt: 58 Schriftstücke haben ihre damals noch jungen Kinder in den 1910er- und 1920er-Jahren u. a. während der Sommerurlaube an die Eltern, Großeltern und andere Familienmitglieder gesendet. Harald F. hielt dabei u. a. für seinen Onkel Erhard F. fest: „Ich kann Dir leider nichts schreiben da ich leider nichts erlebe“ (ohne Datierung).

Von anderen Familienmitgliedern sowie auch von Freund:innen sind 149 Schreiben erhalten, die zwischen den 1900er- und 1960er-Jahren an Ricci F. geschrieben worden sind. 13 dieser Briefe sie in den 1920er-Jahren von Rado, dem Sohn ihres Bruders Erhard R., erhalten, die größte zusammenhängende Korrespondenz in diesem Konvolut sind 63 Briefe ihrer Freundin Hilde H. von 1921 bis 1957.

Die 37 übergeben Fotografien wurden zwischen den 1900er- und den 1950er-Jahren aufgenommen. Neben den Portraits von Ricci F., einzelnen Familienmitgliedern und Bekannten sind u. a. die Kinder am Strand in Grado oder das modern ausgestattete Kinderzimmer in Triest abgebildet. Einzelne Fotografien sind Landschaftsaufnahmen von Urlaubsaufenthalten (vermutlich) in Kroatien.

In den 1920er-Jahren trennte sich Moriz F. von seiner Familie. In den darauffolgenden Jahrzehnten verfolgte Ricci F. verschiedene Erwerbsstrategien, mehrere dieser Unternehmungen setzte sie auch gemeinsam mit ihren Töchtern um. Erika F. und ihre zwei Kinder Monika und Martin sowie später Dora S. und ihre Familie lebten die meiste Zeit gemeinsam mit Ricci F. in der Familienvilla zusammen. Dabei wurden zeitweise auch Wohnungen in dem großen Haus vermietet und die Familie bewohnte selbst nur Wohneinheiten im Dachboden und im Keller. Einige Zeit führte Ricci F. ein Spezialitätengeschäft für Lebensmittel in Graz, von dem zwei Fotografien aus den 1930er-Jahren erhalten sind. Gemeinsam mit den Töchtern erarbeitete sie ihren Lebensunterhalt weiters etwa mit dem Verkauf von Eiern der eigenen Hühner, in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg verkauften sie zudem Schuhe, die sie in Heimarbeit hergestellt haben. Einzelne fertiggestellte Modelle sowie auch lose Bestandteile dieser Schuhe sind erhalten geblieben und ebenfalls Teil des Nachlasses. Die verschiedenen Gewerbeunternehmungen der Mitglieder der Familie F. sind auch durch eine Sammlung von 17 Namens-, Initialen- und Unterschriftenstempeln dokumentiert.

Finanzielle Abläufe sind wiederum in zwei Kassabüchern dokumentiert. In einem großen vorgedruckten Buch sind die Ausgaben von März 1918 bis Dezember 1921 sowie von Juni 1949 bis November 1972 eingetragen. Verfasst wurden diese (vermutlich) von zwei verschiedenen Schreiber:innen. Die frühen Aufzeichnungen gehen noch bis in die Zeit in Triest zurück. Sie betreffen u. a. Haushalts-, Konto- und Zinsausgaben. Die Posten sind nach verschiedenen Kategorien wie „Möbel Kto“ „Zinsen-Renten Kto“ und „Deb.Cred. Kto“ verzeichnet. Die handschriftliche Beschriftung dieses Buches („Berghof Kassabuch“) bezieht sich vermutlich auf die späteren Einträge: Dabei sind die Ausgaben z.B. in „Steuer“, „Zinsen“, „Mama KK“, „Berghof“ oder „Bau“ unterschieden. Das Buch ist auf seinen 200 Seiten voll beschrieben. Die Einnahmen und Ausgaben aus der Schuhproduktion in Heimarbeit sind in dem zweiten, vorgedruckten großformatigen „Geldtagebuch“ auf 24 Seiten festgehalten. Die Einträge aus dem Zeitraum von Juni 1947 bis November 1948 umfassen die Namen der Mitarbeiter:innen und Arbeiter:innen, denen jeweils Geldbeträge für bestimmte Tätigkeiten und Produkte zugeordnet sind als Ausgaben. Die Einnahmen durch den Verkauf oder die Reparatur von Schuhen sind nach Art des Vertriebes (z.B. als „Schuhe privat“) gegliedert.

Ein weiteres Tätigkeitsfeld von Ricci F. war das Schreiben von literarischen Texten. Davon sind in ihrem Nachlass Sammlungen von losen und gebundenen Blättern im Umfang von ca. 480 Seiten erhalten. Die Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke liegen als hand- oder maschinenschriftliche Manuskripte vor, vereinzelt sind die Veröffentlichungen in Zeitungen als Ausschnitte aufbewahrt worden. Diese Zusammenstellungen enthalten Texte aus dem Zeitraum von den 1900er- bis in die 1960er-Jahre. Den literarischen Arbeiten beigelegt sind einzelne Korrespondenzstücke betreffend die Veröffentlichung in Zeitungen und anderen Medien von den 1930er- bis 1960er-Jahren. Stellenweise sind hier auch Notizen zum Schulunterricht der Kinder und Enkelkinder (Rechnungen, Auflistungen von Hauptstädten u. ä.) oder Zeichnungen angefügt.

Die Berufsbiografien der Kinder von Ricci F. sind anhand von deren Korrespondenzen belegt: Tochter Erika F. arbeitete in den 1930er-Jahren als Au-Pair in Argostoli in Griechenland. Aus dieser Zeit sind 9 Briefe erhalten, die sie zwischen 1934 und 1936 von ihrer Schwester Britta P. erhalten hat: „Es ist doch wirklich komisch daß Du da unten in Griechenland herumgondelst nicht?“ (27. Dezember 1934). Beigelegt ist dem Bündel dieser Briefe eine Alphabettafel der „Österreichischen Schulschrift 1946“ und der „Deutschen Schreibschrift“. 4 weitere Schreiben an Erika F. hat ihr Bruder Harald F. geschrieben, nachdem er sie in Griechenland besucht hatte. Erika F. arbeitete später als Sekretärin.

Britta P. war mit dem Vermessungstechniker Dipl. Ing. Josef (Sepp) P. (1916-1983) verheiratet. Sie lebten in Kärnten sowie der Oststeiermark. Ihre Tochter Barbara P. lebt heute in Salzburg.

Dora S. war Volksschullehrerin. Von ihrer Korrespondenz mit der Mutter Ricci F. sind die PC-Abschriften von fünf Briefen aus den Jahren 1943 bis 1956 erhalten. Später war Dora S. u. a. als Lehrerin in Afrika tätig. Ihre Tochter Dipl. Tzt. Rosemarie S. lebt heute in Graz.

Hans-Herbert F. war Opernsänger. Er war u. a. in Bremen und dann lange Zeit in München engagiert. Die Korrespondenz mit seiner Mutter ist in besonders großem Umfang erhalten geblieben: Sie umfasst 1.069 Briefe, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau Marianne F. von 1931 bis 1966 mit Ricci F. gewechselt hat. Aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sind darunter einzelne „Lebenszeichen“-Karten sowie Feldpostschreiben von Hans-Herbert F. vorhanden, die er u. a. in Lübeck abgeschickt hat. Weitere 114 Korrespondenzstücke hat er von 1912 bis 1958 an verschiedene Familienmitglieder gerichtet.

Dr. Harald F. war Gymnasiallehrer für Biologie und Geographie. Die von ihm gemeinsam mit seiner Ehefrau Poldi F. geführte Korrespondenz mit Ricci F. umfasst 239 Briefe von 1930 bis 1946 sowie von 1952 bis 1956. Thema sind darin auch der Kriegseinsatz als Soldat im Zweiten Weltkrieg und die Kriegsgefangenschaft von Harald F.. Den Briefen beigelegt sind u. a. ein von Harald F. an andere Adressat:innen gerichtetes Schreiben aus Juni 1938 über seinen Eintritt in die NSDAP in Graz 1933 sowie seine Hochzeitsanzeige aus 1939.

Harald F.s Aktivitäten für die Erstellung von seinem „Ahnenpaß“ sind anhand von 26 Briefen aus 1938 bis 1941 belegt. Die Zusammenstellung von amtlichen Dokumenten verschiedener Vorfahr:innen der Familien F. und R. umfasst 49 Schriftstücke aus dem späten 18. bis 19. Jahrhundert, die alle als Abschriften und Neuausstellungen vorhanden sind. Dazu liegen 3 verschiedene Versionen der Familienlinien vor: 1 davon ist handgeschrieben, 2 mit der Schreibmaschine. Sie wurden vermutlich in unterschiedlichen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verfasst. Eine computergeschriebene Tabelle mit „Nachkommen“ von Ricci und Moriz F. dokumentiert ihre Kinder, Enkel und Urenkelkinder sowie deren Partner:innen.

Von Ricci F. selbst sind 6 amtliche Dokumente im Nachlass vorhanden. Es sind das die beglaubigten Übersetzungen ihres Taufscheines (1885) von 1934 und 1940, eine handschriftliche Bestätigung über die Bezahlung des Mitgliedsbeitrages für den „Deutsch&Österreichischen Alpenverein Section Küstenland“ aus 1919, ein „Ausweis zum Bezug ermäßigter Eintrittskarten“ der Städtischen Bühnen Graz aus 1931, ein Reisepass aus 1929, eine „Kennkarte“ aus 1944 und ein Reisepass aus 1949. In diesen wurde zu einem späteren Zeitpunkt ein zweites, aktuelleres Passfoto eingeklebt.

Auch in den umfangreichen Tagebuchaufzeichnungen von Ricci Fielder sind die Jahrzehnte in der Mitte des 20. Jahrhunderts, der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit belegt, wobei sie hier insgesamt weniger diaristisch geschrieben hat. Zumindest sind nur zwei Notizbücher mit jeweils 116 und 123 Seiten erhalten, die zusammengenommen Einträge aus dem Zeitraum von März 1918 bis April 1945 und von Mai 1946 bis Dezember 1956 enthalten. Inhaltlich stehen hier weiterhin die Kinder im Fokus, zudem der Nationalsozialismus und die kriegsbedingte Abwesenheit des Sohnes Harald F.. Er war zumeist auch der Adressat der Einträge: „Und wieder ein Muttertag ohne Dich, du mein ferner heissersehnter Bub! Das letzte Jahr hat uns wenigstens Nachrichten über dich gebracht, u. ein paar Worte von Dir selbst geschrieben“ (12. Mai 1946). Auch in diese Tagebücher sind einzelne Korrespondenzstücke eingelegt.

Aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges sind zudem ein „Wegweiser für die Hausfrau“ aus September 1939, gedruckte Informationen zu bezugsscheinpflichtigen Lebensmitteln als „Merkblatt für Verbraucher“, eine undatierte Bekanntmachung der Gemeinderatswahlen in Krieglach der NSDAP sowie eine Sammlung von gedruckten kleinstformatigen Märchenheften des Winterhilfswerks aus November 1941 erhalten.

Von den späten 1950er- bis in die 1960er-Jahre hat Ricci F. weitere vier Bände von Tagebüchern beschrieben. Deren Einträge im Umfang von 8 bis 104 Seiten wurden in größeren Schreibintervallen verfasst. Sie enthalten Berichte über einzelne Erlebnisse, Besuche oder Reisen, wobei weiterhin die Kinder und nun auch die Enkelkinder im Zentrum stehen. Das Aufwachsen von Sohn Harald hat Ricci F. in einer retrospektiv verfasste Erzählung auf 8 losen Blätter gesondert festgehalten.

Die Nachkriegszeit ist zudem anhand von 9 Kalendern aus den Jahren 1946 und 1947 sowie 1955 bis 1961 dokumentiert. Diese haben verschiedene Formate (Abreiß- und Buchkalender) und beinhalten regelmäßige Einträge zu Ricci F.s Aktivitäten, Besuchen und Korrespondenzen mit verschiedenen Mitgliedern ihrer Familie.

In einem Notizblock hielt sie zwischen Dezember 1965 und Jänner 1966 schließlich auf 14 Seiten einen Krankenhausaufenthalt fest. Diese Einträge sind erweitert durch einen in einer anderen Handschrift eingetragenen Speiseplan.

Als lose Dokumente sind im schriftlichen Nachlass von Ricci Fielder u. a. einzelne Brieffragmente und -entwürfe, eine Honorarnote, Kuverts und ausgeschnittene Briefmarken, der maschinenschriftliche Text „Aus der letzten Lebenszeit von Papa“ (ohne Angaben zu:r Adressat:in) sowie vier Fotografien u. a. von einer Totenwache aus 1962 erhalten.

Sie lebte gemeinsam mit unterschiedlichen Mitgliedern ihrer Familie weiterhin in der Grazer Familienvilla. Auch ihre Tochter Britta P. zog nach der Pensionierung des Ehemannes wieder hier ein. Einen engen Kontakt hielt Ricci F. zudem mit ihrem Bruder Erhard R.. Das Haus war schließlich bis 2017 Wohnsitz der Familie.



Die Verzeichnisse und Beschreibungen der Nachlässe von Ricci F. und ihren Vorfahr:innen in der Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien sind der aktuelle Stand von April 2022. Die Übergabe von weiteren autobiografischen Dokumenten von Ricci F. und Mitgliedern ihrer Familie ist in Aussicht gestellt.</p>
Anmerkung:
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