Archivgut Vorlass

Ilse B. NL 106 I

1956 bis 2008

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1956 bis 2008
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Graz in der Steiermark; Berlin, Bodenteich in der Lüneburger Heide, Muggendorf in der Fränkischen Schweiz und andere Orte in Deutschland; verschiedene Orte in den Niederlanden u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Jugendtagebücher, Reisetagebuch, Tagebücher in der Emigration): 6 Bände (als Kopien sowie z.T. als Edition)</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin: Ilse B.; geb. 1944 in Bodenteich in der Lüneburger Heide in Deutschland

Übergeberin: Ilse B., 2004-2011



Ilse B. wuchs in Bodenteich in der Lüneburger Heide in Niedersachsen als Adoptivtochter von Lina B. (geb. S., 1902-1964) und Karl August Friedrich B. (1901-1962) auf. Die Eltern betrieben eine Tankstelle. Ilse B. besuchte die Mittelschule in Bodenteich und eine einjährige Höhere Handelsschule in Uelzen. Von 1961 bis 1964 arbeitete sie bei einer Regionalen Zeitung, anschließend in verschiedenen Sekretariaten. 1965 heiratete sie Fritz R. Ihre vier Kinder wurden zwischen 1966 und 1979 geboren, die Familie lebt in Graz.

Der Scan der Originaltagebücher umfassen 6 Bände mit Einträgen von Ostern 1956, als die damals 12-jährige Schreiberin ihr erstes Tagebuch geheim von ihrer Mutter geschenkt bekam, bis Juni 1963. Der ersten drei Bände haben Schlösser und gemusterte Einbände aus Kunststoff und Stoff und wurden bis Juli 1961 durchgehend geführt. Auf der ersten Seite des ersten Buches ist eine Fotografie des Dackels „Waldi“ eingeklebt, die Einträge beginnen mit einer Selbstvorstellung „Ich bin Ilse B.. 12 Jahre alt. (…) Habe blondes Haar und muß wegen Kurzsichtigkeit eine Brille tragen. Finde, daß ich ganz gut aussehe nur daß ich eine blöde Nase habe.“ Die zwei folgenden Bände beginnen ähnlich: Neben der Fotografie mit ihren Eltern gibt sie dabei im zweiten Band etwa Auskunft über ihre „Hobbies: Schauspielersammeln, Photographieren u. Schlager anhören“; weiters: „Ich glaube an Horoskop; Ich kann Klavierspielen; Ich habe ein eigenes Zimmer; Ich bin evangelisch; Ich war schon auf Sylt und im Harz; Ich zeichne gern“. Im dritten Band wird auch der Zweck dieser Präambeln erläutert: „damit, wenn es überhaupt einmal ein Fremder liest, der gleich weiß, wer und wie ich bin.“ Auch verkündet Ilse B. hier ihren Berufswunsch, „Sekretärin“ werden zu wollen. Die Bücher sind jeweils voll beschrieben, die Einträge sind mit Zeichnungen, eingeklebten Fotografien und Zeitungsausschnitten, ab dem zweiten Band auch mit Bildern von Filmstars, Briefen und anderem versehen. Sie sind mit Tinte und Kugelschreiber geschrieben, wobei das Schriftbild große Unterschiede aufweist, ab dem zweiten Band sind die Einträge teilweise in stenografischer Schrift. Der Inhalt bezieht sich auf die Schule und später die Arbeit beim „Isenhagener Kreisblatt“, auf Freundinnen, die Familie, dann auch Burschenbekanntschaften und die kirchliche Jugendgruppe, deren Mitglied Ilse B. war.

Der vierte vorliegende, kleinformatige Band (Juni 1961 bis Jänner 1962) wurde im Nachhinein am Deckblatt mit „Walter 1961“ betitelt. Das Buch ist mit verschiedenfarbigem Kugelschreiber nicht voll beschrieben und endet mit: „Glückliche Stunden! Weine nicht, daß sie vergangen, freue Dich, daß sie gewesen!“.

Der chronologisch fünfte Band beinhaltet die Dokumentation von Ilse Brandts Teilnahme an einem „Kursgang“ der Deutschen Angestellten-Krankenkasse in Muggendorf in der Fränkischen Schweiz im September und Oktober 1962, einer viertägigen „Osterreise zur Tulpenblüte in die Niederlande“ im April 1962 sowie einer Reise nach Berlin im Juni 1963. Das karierte, hart gebundene A5-Heft mit buntem Kunststoffeinband mit Reisemotiven ist zu gut zwei Dritteln beschrieben und mit zahlreichen Fotografien, Rechnungen, Programmheften, Kalenderblättern, Karten, Broschüren etc. versehen, die teilweise als Collagen gestaltet oder lose eingelegt sind. Daneben sind Kostenabrechnungen, Adressen u.a. eingetragen.

Von März 1963 bis Juni 1963 liegen schließlich noch 38 lose Seiten mit diaristischen Einträgen vor. Auch hier sind einzelne Passagen in Kurzschrift geschrieben; angeschlossen sind 13 Seiten mit nicht datierten retrospektiven Erzählungen, u.a. zu den Themen „Wie ich meinen Arbeitsplatz fand!“, „Meine erste Fahrstunde!“ oder „Der Silvesterabend im Laufe der Jahre“.

Ein Teil der Tagebücher wurde von Ilse B. selbst zu 280 gedruckten Seiten kompiliert und im Jahr 2000 unter dem Titel „Petticoat und Pferdeschwanz. Bodenteicher Tagebücher 1956-1964“ als Book on demand herausgebeben. Enthalten sind darin auch Abbildungen aus den Originaltagebüchern und einige Schwarzweiß-Fotos der Schreiberin und ihrer Familie, die in den Originalen in Steno geschriebenen Passagen sind im Transkript entsprechend gekennzeichnet.

Daneben hat Ilse B. den Scan unterschiedlicher Sammlungen einer großen Anzahl weiterer autobiografischer Dokumente und Korrespondenzen mit verschiedenen Adressatinnen und Adressaten in digitaler Form übergeben. Diese verschiedenen Dateien liegen bisher in keiner systematischen Ordnung vor. Der Umfang davon ist auf 2.500 bis 3.000 Seiten zu schätzen, was das stetige autobiografische Arbeiten der Autorin belegt.</p>
Anmerkung:
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Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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