Archivgut Nachlass

Maria B. NL 43 I

1904 bis Februar 1997

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1904 bis Februar 1997
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Gmunden in Oberösterreich; Penzberg in Deutschland, Laibach (Ljubljana) und Vrhnika in Slowenien (Krain), Belgrad (Beograd) in Serbien, Budweis (Česk; é Bud; ějovice) in Teschchien u.a.; </p>
<p><b>Quellentypen: </b>Aufzeichnungen in Buchform: 18 Haushaltsbücher und Aufzeichnungen zur Berufstätigkeit; 27 amtliche Dokumente (teilweise in Kopie bzw. als Abschriften); Dokumente zur Schul- und Berufslaufbahn: 11 Schulzeugnisse, 3 Schulhefte, 5 Dienstzeugnisse; Korrespondenz: 2 Schreiben; autobiografische Aufzeichnungen: Texte (6 Seiten und einzelne, lose Dokumente)</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin: Maria B. (geb. M.); geb. 1901 in Laibach (Ljubljana) in Krain/Slowenien, gest. 1995 in Gmunden in Oberösterreich

Übergeberin: Mag.a Ingeborg L. (Tochter von Maria B.), 2002-2004, 2014



Maria (Marija oder Milka) B. (geb. M.) ist mit sechs älteren Geschwistern in Laibach (Ljubljana) aufgewachsen. Ihre Familie war slowenischsprachig, beide Eltern kamen von einem kleinen Bauernhof ("Hübler"). Die Mutter Marija Ana S. (geb. 1865) hatte während der Winter auch in einer Tabakfabrik gearbeitet, der Vater Jozef M. (geb. 1859) war für einige Jahre Bergarbeiter in Penzberg in Bayern gewesen, wo auch Marija Ana S. und die älteren Kinder lebten. Nach einem Arbeitsunfall erhielt Jozef M. eine Abfindung und die Familie kehrte in den späten 1890er-Jahren nach Krain zurück. Hier führten sie in Vrhnika und später im Laibacher Stadtteil Vič ein kleines Gesch
äft und eine Gastwirtschaft.

Maria B. wurde es als jüngster Tochter erlaubt, nach den acht Klassen Volksschule eine einjährige Handelsschule zu besuchen, 1918 wurde sie Kontoristin in einer Buchhandlung. Hier lernte sie zusätzlich den Beruf der Buchhändlerin – und traf auch ihren Ehemann Friedrich (Fritz) B. (1907-1997). Sein Vater war Faktor in einer Buchdruckerei, die Familie war deutschsprachig.

Sie heirateten 1933, 1934 wurde ihr Sohn Rainer geboren. Mit der Heirat trat Maria B. erst aus dem Berufsleben aus, 1935 trat sie eine Leitungsposition in der Buchhandlung an. Nach der Übersiedlung nach Belgrad (Beograd) 1939 arbeitete sie nebenberuflich als Stenotypistin sowie zeitenweise als Büromitarbeiterin der Deutschen Gesandtschaft.

1941 ging die Familie nach Gmunden in Oberösterreich, wo Friedrich B. die Leitung eines von Verwandten betriebenen Postkartenverlags übernahm. Ihre Tochter Mag.a Ingeborg L. (geb. B.) wurde 1943 im Krankenhaus Wels geboren. Nachdem Friedrich B. als Soldat in den Zweiten Weltkrieg eingezogen wurde, führte Maria B. das Unternehmen bis zur Rückkehr der Inhaberin aus dem "Camp Marcus W. Orr" ("Glasenbach") allein. Später war sie als Stenotypistin und Buchhalterin in verschiedenen Betrieben tätig. 1962 erhielt sie die österreichische Staatsbürgerschaft, 1969 ging sie als Leiterin der Kirchenbeitragsstelle der der Diözese Linz in Pension. Auch danach übernahm sie noch regelmäßig Arbeitsaufträge.

Die Angaben zu Maria Brands Kindheit in Laibach, den Hintergründen ihrer Herkunftsfamilie und von einigen Stationen ihrer Berufskarriere sind einem maschingeschriebenen dreiseitigen autobiografischen Text (ms, o.D., in Kopie) und einem zweieihalbseitigen Lebenslauf (hs) entnommen, die sie in den 1950-Jahren verfasst hat. Auch ein astrologisches Horoskop (11 Seiten, hs) für Maria B. aus 1932 ist (als Kopie) in ihrem Nachlass erhalten.

Von Maria B., ihren Vorfahr:innen und Familienmitgliedern sind insgesamt 19 verschiedene amtliche Dokumente und Ausweise (tw. als Abschriften oder Kopien) vorhanden. Diese sind zum Teil in slowenischer Sprache ausgestellt, u.a. liegen hier von ihrem Vater das Schreiben zur Schiedsgerichtsverhandlung nach dem Arbeitsunfall aus 1895 und das Dienstzeugnis der Oberbayerischen Actien-Gesellschaft für Kohlebergbauaus 1897 vor.

Der Bildungsweg und die Arbeitslaufbahn von Maria B. sind anhand von zwei Schulheften aus der Volks- und einem aus der Handelsschule sowie 16 Schulzeugnissen und Arbeitsbestätigungen (zum Teil in slowenischer Sprache) dokumentiert, die zwischen Dezember 1908 und August 1969 ausgestellt worden sind.

Von der Familienkorrespondenz sind nur zwei lose Schreiben aufbewahrt geblieben. In einem dieser Briefe aus 1943 wird der Kauf via Annonce von einem Klavier von dem in Budweis (
Česk
é Bud
ějovice) lebenden pensionierten Postbeamten und
„Componisten“ Franz B. abgewickelt. Die Korrespondenz von Friedrich Brand mit seiner Schwester Hermine H. (geb. 1901) in Wien wurde deren (NL 43/2) zugeordnet. Sie besteht aus 1 Karte von Dezember 1946 und 170 Korrespondenzstücken aus dem langen Zeitraum von Oktober 1958 bis September 1993.

Den größten Teil des schriftlichen Nachlasses von Maria B. machen ihre Haushalts- und Ausgabenbücher aus, die über ganze sechs Jahrzehnte - von Jänner 1930 bis Oktober 1986 - vorliegen. Die Aufzeichnungen wurden in unterschiedliche Formate eingetragen und enthalten einerseits Ausgaben in Zusammenhang mit Maria Brandts (frei-)beruflichen Tätigkeiten, die sie teilweise auf Buchungsbögen geschrieben hat. Andererseits sind es Ausgaben für den Haushalt und die Familien, die in unterschiedliche Schreibhefte, Buchhaltungshefte oder Kalender eingetragen sind. Ab 1933 und ab 1939 verwendete Maria B. je eine Ausgabe des Vordrucks "So kann ich sparen! Das Wirtschaftsbuch der Hausfrau. Praktischer Helfer für die Betriebstechnik des Haushalts von Frau Fini Pfannes. Mit einem Vorwort von Frau MARIA JECKER. Erste Vorsitzende des Reichsverbandes Deutscher Hausfrauenvereine", ab 1943 ein vorgedrucktes und so betiteltes "Haushaltungsbuch". Ab den späten 1940er-Jahren hatte sie dann durchgehend vorgedruckte Buchhaltungshefte in Gebrauch.

Alle Bücher enthalten dabei durchwegs detaillierte Angaben zu den Ausgaben für den Haushalt und die Familien in zumeist einzeln angeführten Posten, die teilweise auch abgekürzt verzeichnet sind. So hat Maria B. in den Tagen vom 12. bis 20. September 1953 beispielhaft folgendes aufgemerkt: "Markt, Käse, Marg., […] Eier, Almosen, Brot+Sem., Bibl., Rep. d. Schultasche I., Putzerei I., L. Instr. R., Friseur I., Zeitung, Gemüse, Obst, Schreibpapier, Brot, Obst, Marg., Obst, Eier, Bibl., Maturatasse R., Wurst, Kaffeemischung, Taschengeld R., 2 x Kino R., Semmeln + Katzenf." Die Kürzel "I" und "R" stehen hier für die Vornamen der Kinder. In späteren Jahren waren die Ausgaben in die Posten "Sparbuch | Spenden Geschenke | Kr. Kassa Hygiene Friseur | Allgemeines | Bekleidung" aufgeteilt. Wiederkehrend sind u.a. "Reisen nach Jugolsawien" verzeichnet.</p>
Anmerkung:
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