Archivgut Nachlass

Christine W. NL 14 I

April 1875 bis Jänner 1962

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: April 1875 bis Jänner 1962
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Bad St. Leonhard in Kärnten, Goess und Leoben in der Steiermark, Wien; Frankfurt und andere Orte in Deutschland; Paris und andere Orte in Frankreich; Urlaubsorte: Meran (Merano) und andere Orte in Italien; Opatija (Abbazia), Rijeka (Fiume) und andere Orte in Kroatien; Budapest und andere Orte in Ungarn; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 1. Weltkrieg: verschiedene Orte in Belgien, Frankreich, Italien, Polen und Russland u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Aufzeichnungen in Buchform: 3 Poesiealben, 1 Kalender, 1 Haushaltsbuch; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Paarkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Feldpost aus dem 1. Weltkrieg, geschäftliche Korrespondenz): 319 Schreiben; 59 amtliche Dokumente; Dokumente zur Schul-, Universitäts- und Berufslaufbahn: 14 Schul- und Universitätszeugnisse, 20 Dienstzeugnisse; ca. 450 Fotografien (größtenteils in 2 Fotoalben); Weiteres: Bildpostkarten, Staatsanleihen, Mappe für Lebensmittelmarken, Postbelege, Bahnfahrkarten, Zeitungsausschnitte, Stenographie-Lehrbuch, Visitenkarten, Festprogramm, Marschlied, Propagandaflugblatt, Haarwuchsmittel-Rezept u.ä.</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Christine W. (geb. A., adoptierte L.); geb. 1891 in Wien, gest. 1975 in Bad St. Leonhard in Kärnten

Schreiber/Adressat: Ing. Leopold W.; 1891-1952, geb. und gest. in Wien

Übergeberin: Christine K. (Tochter von Christine und Leopold W.), 1996-2014



Die Wienerin Christine (Christl) W. (geb. A.) wuchs gemeinsam mit ihrem Bruder Karl in Pflege bei Gisela und Jakob L. auf, 1913 wurde sie von ihnen adoptiert. Gisela L. führte ein Hutmodengeschäft in Wien, Jakob L. war gelernter Kellner. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten sie verschiedene Gastronomiebetriebe gepachtet.

Aus der Zeit von ca. 1900 ist ein Fotoalbum mit 112 Bildern von Urlauben und Ausflügen (vermutlich) der Familie Lang erhalten. Darunter befinden sich Gruppenfotos von Aufenthalten in Budapest, Meran (Merano), Fiume (Rijeka), Abbazia (Opatija) sowie Aufnahmen beim Bergwandern und von Almhütten unter anderem im Ortlergebiet. Die Bilder sind zum Teil beschriftet, das Album ist etwa zur Hälfte voll. 5 weitere Fotografien sind lose und zeigen verschiedene Mitglieder der Familien Lang und Wolf in den 1900er- und 1910er-Jahren.

Von Christine W. sind drei Poesiealben mit Einträgen von 1900 bis 1907 erhalten. Aus den 1910er-Jahren liegen zudem einzelne lose Schreiben aus der Korrespondenz mit ihren Eltern sowie ein Lehrbuch für Stenografie vor. Christine W. besuchte die Volks- und Bürger/innenschule in Wien, danach absolvierte sie die Ausbildung zur Modistin, unter anderem in der Fortbildungsschule der Genossenschaft der Modistinnen und Modisten in Wien VIII. Zu Neujahr 1914 lernte Christine W. den diplomierten Architekten und Baumeister Ing. Leopold W. kennen. 1915 wurde Verlobung gefeiert, 1917 Hochzeit, 1918 kam ihre Tochter Christine zur Welt.

Leopold W. war als Soldat in einem Artillerie-Regiment an Frontschauplätzen in Belgien, Frankreich, Polen, Russland und ab 1916 an der italienischen Front eingesetzt. An dienstlichen bzw. militärischen Korrespondenzstücken sind 13 verschiedene Schreiben wie Dienstanweisungen, Befehle, Situations- und Transportmeldungen vorhanden. Zudem ein Quartierschein sowie die Aufstellung einer Speisefolge der Offiziersmesse.

Christine W. lebte während der Zeit des Ersten Weltkriegs in Wien, zu Kriegsende mit ihrer kleinen Tochter auch in Werning und Gars am Kamp in Niederösterreich. Von der beidseitig erhaltenen Feldpostkorrespondenz des jungen Paares liegen 194 Feldpostschreiben vor, die sie zwischen August 1914 und Oktober 1918 gewechselt haben. In den zum Großteil mehrseitigen Briefen wird die Kriegssituation ausführlich beschrieben und auch diskutiert. Aus der Feldpost von Leopold W. sind zudem 32 Schreiben an seine Eltern Bertha und Johann W. von Juli 1914 bis November 1915 archiviert. Daneben auch mehrere Schreiben, die verschiedenen Absender/innen zwischen November 1914 bis Mai 1918 an Christine und Leopold W. adressiert haben.

Der Kriegseinsatz von Leopold W. ist auch in einem Fotoalbum dokumentiert. Dieses beinhaltet mit 330 beschrifteten Fotografien hauptsächlich Aufnahmen vom „Frontalltag“ an der „Ost- und Südfront“. Motive sind u.a. Stellungen, Unterkünfte, der 30.5 cm Mörser, Gruppen von Soldaten und verschiedene Feiern etwa Weihnachten. Vereinzelt sind auch Städte, die einheimische Bevölkerung und Tote abgebildet. Das Fotoalbum ist mit handgezeichneten Skizzen und Portraits gestaltet und enthält auch Fotopostkarten.

Aus dem Ersten Weltkrieg sind noch weitere, sehr vielfältige Unterlagen erhalten. Ein nur wenig beschriebener Taschenkalender des Österreichischen Flottenvereins aus 1915, etwa 65 unbeschriebene Bildpostkarten (teilweise mit Propagandamotiven), Bahnkarten, Postbelege, der Text von einem Marschlied oder ein mehrsprachiges Propagandaflugblatt betreffend die italienischen Truppen. Zudem eine Sammlung von Staatsanleihen, eine (leere) Mappe für Lebensmittelmarken bzw. Bezugsscheine aus 1916 und 1917, Visitenkarten, ein ausführliches Rezept für ein Haarwuchsmittel u.ä.

Die amtlichen Dokumente von Christine und Leopold W. sowie ihren Vorfahr/innen umfassen 59 Schriftstücke aus den 1870er-Jahren bis 1962, u.a. Geburts-, Tauf-, Trau- und Sterbescheine, militärische Dokumente und Pässe oder KFZ-Führerscheine von Leopold W. aus den 1920er-Jahren.

Des Weiteren sind insgesamt 34 Dokumente zu Schule, Studium und Berufslaufbahn von Mitgliedern der Familien Lang und Wolf vorhanden. Die Dienstzeugnisse von Jakob L. aus Hotels in Österreich, Deutschland und Frankreich gehen bis in das Jahr 1875 zurück. Auch die Schul- und Ausbildung von Christine W. und das Studium sowie die Berufstätigkeit von Leopold W. ist anhand verschiedener Unterlagen belegt.

1922 zog die Familie nach Goess in der Obersteiermark, ab 1924 war Leopold W. in Leoben angestellt, 1927 gründete er hier mit seinem Bruder Wilhelm W.ein Bauunternehmen.

Aus 1930 ist ein Haushaltsbuch (102 Seiten) mit Auflistungen von täglichen Ausgaben und Speiseplänen erhalten. Wer dieses geführt hat, ist nicht restlos zu klären. In diesem Jahr starb Christine W.s Mutter Gisela L.. Christine W. war daraufhin in dem von ihrem Vater Jakob L. in Bad St. Leonhard in Kärnten geführten Gastronomiebetrieb tätig. Später hat ihn Tochter Christine W. (verh. K.) übernommen.</p>
Anmerkung:
Aus Datenschutzgründen werden in diesem Online-Verzeichnis alle Nachnamen abgekürzt angegeben. Die mit den Übergeber/innen der Bestände jeweils vertraglich vereinbarte Verwendung der Namen ist bei der Recherche vor Ort abzuklären.
Gesamten Bestand von Sammlung Frauennachlässe anzeigen

Standort

Sammlung Frauennachlässe
c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 4277 408 12
Öffnungszeiten
Die Benutzung der Bestände erfolgt nach vorangegangener Terminvereinbarung und Vorlage des Forschungsvorhabens.
Benutzungszeiten, für die ein Termin vereinbart werden kann, sind Mi & Do 11.00 - 17.00 Uhr bzw. auf Anfrage (per Mail oder telefonisch).
Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

Ich stimme der Nutzung von Google Maps zu.

Ähnliche Einträge