Orte: Rodaun in Niederösterreich, Wien; Budapest in Ungarn u.a. Quellentypen: 11 amtliche Dokumente; Dokumente zur Schul-, Universitäts- und Berufslaufbahn: 25 (Schul-)Zeugnisse, Ausweise und weitere Unterlagen; 2 Fotografien; Weiteres: 1 Gedicht Zum Bestand: Schreiberin: Dr.in Christine R. (Baronin von D.); geb. 1892 in Rodaun in Niederösterreich, gest. 1961 in Wien
Übergeber: Leander L. (Ururgroßneffe von Dr.in Christine R.), 2022
Dr.in Christine Rosa Olga Marie R. (Baronin von D.) wurde in Rodaun in Niederösterreich (heutiges Wien) geboren. Ihre Mutter Marie R. (Baronin von D.) (geb. Szilva von Szilvas, 1869-1958) kam aus einer Offiziersfamilie, ihr Vater Franz R. (Baron von D.) (1854-1927) war Feldmarschall, ihre beiden Brüder waren jünger als sie. Die Familie lebte in Rodaun, Wien und in mehreren weiteren Orten im Gebiet der damaligen Monarchie, an denen der Vater stationiert war, u.a. in Pressburg (Bratislava), Fünfkirchen (Pécs) und Budapest.
Aus der Kindheit von Christine R. ist die ms-Abschrift von einem Gedicht erhalten, das sie im Mai 1902 anlässlich des 70. Geburtstags ihrer Großmutter verfasst und vorgetragen hat.
Ihr schriftlicher Nachlass setzt sich zum Großteil aus Belegen ihrer Schul- und Berufslaufbahn zusammen. Diese kann anhand von 6 Schul-, Universitäts- und Arbeitszeugnissen sowie 19 weiteren Unterlagen nachvollzogen werden: Sie besuchte das Gymnasium "Veres Pálné" in Budapest (Zeugnis Januar 1908) und später das Staats-Reformrealgymnasium in der Wiener Josefstadt, wo sie 1913 die Reifeprüfung ablegte. Im selben Jahr begann sie ein Studium der romanischen Philologie an der Universität Wien. Im "Legitimationsausweis" der Universität war im Namensfeld nur die Bezeichnung "Herr" vorgedruckt. "Frl." wurde händisch nachgetragen. Weiters erhalten sind das "Meldungsbuch" der Universität Wien (September 1913 bis März 1918), mehrere Bezugsnachweise sowie verschiedene Schreiben und Bescheide. In den zwei Ausweisen ist jeweils ein Portraitbild von Christine R. eingeklebt. Im März 1918 schloss sie das Studium mit dem Titel "Doctor philosophiae" ab, im Juni 1919 folgte die Lehramtsprüfung bei der "Prüfungskommission für das Lehramt an Mittelschulen".
Im anschließenden Schuljahr war Christine R. als Lehrerin für Latein im Öffentlichen Mädchen-Lyzeum des Wiener Frauen-Erwerbs-Vereins tätig, was anhand eines "Verwendungszeugnis" aus Dezember 1920 belegt ist. Ihre darauffolgende Karriere als Bibliothekarin ist durch 4 zwischen 1922 und 1948 ausgestellte Dienstzeugnisse dokumentiert. Christine R. war die erste Frau im akademischen Bibliotheksdienst an der Österreichischen Nationalbibliothek, 1935 wurde sie zur "Staatsbibliothekarin 1. Klasse" ernannt.
Eine der Universitätslehrerinnen von Christine R. war bereits im ersten Semester die Romanistin Elise R. (1865-1943). Beide Frauen blieben auch nach dem Abschluss von Christine R.s Studium in Kontakt. Sie hat schließlich die autobiografischen Aufzeichnungen der im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten verfolgten Universitätslehrerin gerettet. Kurze Schilderungen davon finden sich im Tagebuch von Christine R.s Mutter Marie R. (SFN NL 32 III), mit der sie im gemeinsamen Haushalt lebte. Im Mai 1952 ging Christine R. krankheitsbedingt in den Ruhestand, eines ihrer Hobbies war das Züchten von Schnauzer-Hunden.
Die vorliegenden amtlichen Dokumente von Christine R. sind neben dem Heimatschein (1922) ein Auszug aus der Heimatrolle (1938) sowie 7 Dokumenten zu ihrem Tod im Jahr 1961 und zu ihrer Hinterlassenschaft. Daneben sind 2 Testamente aus Februar 1945 und August 1953 erhalten. |