Archivgut Nachlass

Marie R. NL 32 III

November 1869 bis Juni 1953

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: November 1869 bis Juni 1953
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Rodaun in Niederösterreich; St. Andrä und St. Georgen in Kärnten, Wien; Neumarkt (Egna) in Südtirol und Trient in Italien, Praßberg (Mozirje) in Slowenien, Pressburg (Bratislava) in der Slowakei, Budapest und Fünfkirchen (Pécs) in Ungarn u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebücher (während dem 1. Weltkrieg geführte Tagebücher, während dem 2. Weltkrieg geführte Tagebücher): 4 Bände (als Scans); Korrespondenzen: 18 Schreiben; 27 Fotografien; autobiografische Aufzeichnungen: Lebenserinnerung in 3 Bänden (als Scans) (234 Seiten), Familienlinien</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin: Marie R. (Baronin von D.) (geb. S. von S.); 1869-1958, geb. und gest. in Wien

Übergeber: Leander L. (Ururgroßenkel von Marie R.), 2022



Marie R. (Baronin von D.) (geb. S. von S.) war als Jüngste von fünf Geschwistern in gut situierten Verhältnissen einer Militärsfamilie in Wien und in Rodaun im Wienerwald aufgewachsen. Ihre Mutter Olga Szilva von Szilvás (geb. K., 1832-1919) kam aus einer Militärsfamilie in Mähren, ihr Vater war Franz Szilva von Szilvás (1814-1874) war k.k. Oberstlieutnant und Garde Wachtmeister.

1891 heiratete Marie R. den k.u.k. Feldmarschall Franz R. (Baron von D.) (1854-1927), ihre Kinder Christine, Rudolf und Stephan R. kamen 1892, 1895 und 1896 zur Welt. Die Familie lebte in Rodaun, in Wien und in mehreren weiteren Orten im Gebiet der damaligen Monarchie, an denen Franz R. stationiert gewesen ist: U.a. in Pressburg (Bratislava), Fünfkirchen (Pécs), Budapest, St. Andrä und St. Georgen in Kärnten, Neumarkt (Egna) in Südtirol und Trient in Italien.

Beide Söhne von Marie R. strebten ebenfalls eine Offizierslaufbahn an, bis Ende des Ersten Weltkriegs waren sie bei der Marine. Dr. Rudolf R. studierte im Anschluss daran an der Montanuniversität in Leoben und war später Bergwerksdirektor, Stephan R. wurde Kapitän der holländischen Handelsmarine. Tochter Dr.in Christine R. schloss ein philosophisches Doktorat an der Universität Wien ab und wurde die erste Frau im akademischen Bibliotheksdienst an der Österreichischen Nationalbibliothek. Marie R. und Dr.in Christine R. lebten später im gemeinsamen Haushalt.

Aus dem schriftlichen Nachlass von Marie R. sind 4 Bände ihrer Tagebücher (als Scans) aus dem Zeitraum von Juli 1916 bis Juni 1953 übergeben worden. Die umfangreichen Aufzeichnungen (221 bis 516 Seiten) wurden (vermutlich in Nachhinein) hart gebunden und mit den Prägungen „Tagebuch der M. BR. R.“ am Buchrücken versehen.

In den Aufzeichnungen sind vor allem Ereignisse aus dem Alltag der Schreiberin und ihrem engsten sozialen Umfeld ausführlich dokumentiert. Bezugnahmen auf politische Ereignisse wie jene am 13. März 1938 bilden Ausnahmen: "Österreich, unsere liebe, alte Monarchie hat zu bestehen aufgehört. Über Nacht kam der Anschluß an Deutschland. Bitterweh tat es, als man das hörte. Christl und ich brachen in Tränen aus. Wir können uns nicht für nicht für dieses neue Regime begeistern, denn nun bekommen wir unseren jungen Kaiser nicht mehr, das ist vorbei". Marie R. hat ihre Tagebücher durchwegs regelmäßig geführt, die Einträge sind dabei großteils stichwortartig verfasst. Im Zeitraum von April 1945 bis September 1945 hat sie ausnahmsweise täglich geschrieben.

Vermutlich auf den Tagebuchaufzeichnungen aufgebaut sind Marie R.s lebensgeschichtlichen Aufzeichnungen. Diese sind handschriftlich in 3 Schreibbücher eingetragen, haben einen Gesamtumfang von 230 Seiten und liegen ebenfalls als Scans vor. Die Erzählungen umfassen dabei den Zeitraum von Marie R.s frühester Kindheit bis Dezember 1927 und enthalten detaillierte Schilderungen von Begebenheiten aus ihrem gesamten bisherigen Leben, von der beruflichen Karriere ihres Ehemannes Franz ("Feri") R. und vom Alltag der Offiziersfamilie: "An meinen Geburtstag im Jahre 1874 erinner ich mich auch sehr deutlich. Mein guter Papa, der an Typhus schwer erkrankt war, es war drei Wochen vor seinem Tod, gratulierte mir sehr lieb, sprach eine Weile mit mir u. schenkte mir ein kleines Strohsesserl." "Schon im Winter 80-81 bemerkte ich, daß mir bald meine zweite Schwester entführt werden wird, es interessierte sich Karl S., der Sohn unseres Hausherrn, der schon seit längerer Zeit in unser Haus kam, für Resa." "Am 1. Juni hatte Christl einen kleinen Bruder, von dem sie aber garnicht entzückt war, weil er wie sie sagte, keine Schuhe u. keine Strümpfe an hat.". "Eines Sonntag Vormittags hatte ich den Besuch der Brigadeschüler, ganz junge Leutenants 12-14 an der Zahl. Christl kam zu jedem Besuch mit einem Tier auf dem Ärmchen u. so auch damals. (…) Mittlerweile kam Feri nach Hause u. lachte herzlich, jeden seiner Brigadeschüler mit einem Tier in der Hand zu finden" (Meine Erinnerungen, I. Heft).

Die Aufzeichnungen sind eingangs mit April 1938 datiert, einzelne Bezugnahmen auf aktuelle Ereignisse - etwa im Jahr 1942 - weisen auf die Dauer des Schreibens hin. Erzählerisch enden sie mit dem Tod des Ehemanns Franz R. im Jahr 1927, die Erinnerungen an seinen Todestag sind auf vier eingelegten Seiten noch eigens geschildert.

Beigelegt sind dem Text ein Konvolut von 15 Briefen aus April 1917 in stenografischer Schrift, die "Erbauseinandersetzung" betreffend die Hinterlassenschaft von Marie R.s jung verstorbener Schwester Olga Szilva von Szivlas (1852-1876) aus 1920, 2 Fotografien vom "Gartentor in Rodaun" aus 1928, eine Postkarte von Rudolf R. aus Leoben an die Mutter aus 1934, ein Brief (hs.) mit testamentarischen Verfügungen von ihr an die drei Kinder aus 1952 sowie zwei (nicht beschriebene) Bildpostkarten der Kirche in Rodaun.

Aus der umfangreichen Sammlung von Fotografien wurden die Scans einer Auswahl von 27 Bildern zur Verfügung gestellt. Diese zeigen insbesondere Atelieraufnahmen sowie Gruppenbilder von Marie R., ihren Geschwistern, dem Ehemann und den Kindern aus der Zeit von den 1870er-Jahren bis 1966. Auf 3 Bildern sind auch ihre Hunde Grane und Cäsar zu sehen.

Zur Kontextualisierung der historischen Selbstzeugnisse wurden vom Übergeber zudem zwei Familienlinien der Familien R. (von D.) und S. (von S.) zur Verfügung gestellt. Eine dieser Aufstellungen hat er selbst angefertigt.</p>
Anmerkung:
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Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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