Orte: Eisenstadt (Kismarton/Zeljezno) im Burgenland, Millstadt und St. Corona in Kärnten, Jarolden im Waldviertel in Niederösterreich, Wien; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg: Ramnicu Sarat in Rumänien, M; a; ramarossziget (Sighetu Marmației) in Ungarn, unbestimmbare Orte in Frankreich, Italien, Jugoslawien und in der Sowjetunion; u.a. Quellentypen: Tagebuch (Jugendtagebuch): 1 Band (in Kopie); Korrespondenz: (Paarkorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg, Kriegsgefangenenpost, Geschäftskorrespondenz): 15 Schreiben; 15 Schreiben; 4 amtliche Dokumente; Dokumente zur Schul-, Universitäts- und Berufslaufbahn: Teile von Schulheften, 20 Dokumente zu Promotion und Artzberuf; 124 Fotografien; Weiteres: Bleistiftzeichnung, Bauplan, Zeitungsartikel (in Kopie), Sportplaketten Zum Bestand: Schreiber: Dr. P. T.; 1918-1991, geb. und gest. in Wien
Adressatin: Lydia T. (geb. N.); gest. 1913-2010, geb. und gest. in Wien
Übergeberin: Edith T. (Tochter von Lydia und Dr. P. T.), 2011
Dr. P. T. wurde 1918 in Wien als einziger Sohn einer Beamtenfamilie geboren. Er besuchte als Vorzugsschüler das Gymnasium und studierte Medizin. Im Sommer 1938 wurde er als Erntehelfer ins Waldviertel eingezogen. Nach der Promotion 1942 war er als Militärarzt tätig. Bis November 1947 war er in russischer Kriegsgefangenenschaft, die er als Arzt in Gefangenenlagern in Ramnicu Sarat in Rumänien, in M a ramarossziget in Ungarn sowie im "Lager Nr. 444" und im "Speziallazarett für Kriegsgefangene Nr. 50/30" verbrachte. 1950 heiratete er Lydia T (geb. N.). Das Paar adopierte die Cousine von Lydia T. als Tochter, P. T. war bis zu seiner Pensionierung als Facharzt für Innere Medizin in Wien tätig.
Die Einträge in seinem Jugendtagebuch (127 Seiten von Jänner 1934 bis Februar 1935) sind bis Jänner 1934 in Lateinschrift verfasst, danach in Kurrent. Der Bursche berichtet dabei vom Schulalltag, von Freizeitaktivitäten, vom Wetter, er stellt sich selbst vor und schreibt über politische Ereignisse, etwa am 12. Februar 1934. Im Jänner 1933 hielt er fest: „Meiner Meinung nach sollte das Frauenwahlrecht ganz aufgehoben werden, denn erstens soll sich die Frau um andere Dinge kümmern als um Politik (den Forderungen des Staates hat sie aber unbedingt zu gehorchen) und zweitens versteht die weitaus größere Mehrheit der Frauen überhaupt nichts von Politik. Aber auch die männliche Wählerschaft dürfte nicht so bleiben, wie sie heute ist. Jeder Wähler mußte erst geprüft werden, ob er Verstand genug hätte, in so wichtigen Dingen mitzureden.“ Das Tagebuch enthält einzelne Zeitungsartikel, Zeichnungen und Fotografien.
Aus der Schulzeit von P. T. sind daneben 4 lose handschriftliche Blätter, vermutlich Mitschriften oder Teile von Aufsätzen, vorhanden.
Die 4 erhaltenen amtlichen Dokumente beziehen sich u.a. auf den Erntehilfseinsatz 1938, eines ist ein polizeiliches Führungszeugnis aus 1966. Die Universitäts- und Berufslaufbahn von P. T. ist anhand von gut 20 Dokumenten von 1942 bis 1986 belegt.
Von P. T.s Korrespondenz mit seiner Verlobten aus der Zeit der Kriegsgefangenenschaft sind 7 Karten (August 1945 bis Juli 1947) erhalten. Auf zwei weiteren Karten von Juli 1945 berichten zwei unbekannte Schreiber Lydia T. vom Verbleib von P. T.
Die erhaltenen Fotografien aus der Zeit um 1900 bis in die 1920er-Jahre sind Porträts der Eltern und des Kleinkinds P.T. oder zeigen seinen Vater als Soldat im Ersten Weltkrieg, u.a. in einem Lazarett. Diese Bilder sind auf der Umschlaghülle eines „Wählerverzeichnis“ der Nationalratswahlen von 1927 aufgeklebt. Aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sind Porträtfotos von Lydia N. mit Widmungen wie „Bin im Geiste immer bei Dir!“ oder „Komm‘ bald wieder zu Deiner Mixli“ vorhanden. Ein Bild zeigt ein Soldatenlazarett, drei Landschaftsaufnahmen (vermutlich in Frankreich) sind mit 1942 datiert. Von 1948 bis 1969 sind 83 Privatfotografien vorhanden, darunter das Hochzeitsbild des Paares T. oder Aufnahmen von Urlaubsreisen u.a. nach Italien oder Jugoslawien. Die meisten der Fotografien wurden von der Nachlassgeberin in Kuverts des Briefpapiers von P. T. vorsortiert und beschriftet. Fotografien von Soldaten und Kriegskrankenschwestern sowie Männern in Sportdressen in einer Mappe erhalten.
Weitere Dokumente im Nachlass sind ein von P. T. angefertigtes Bleistiftporträt eines Jugendlichen, zwei kopierte Zeitungsartikel vom Februar 1934 sowie die Kopie des Planes eines Einfamilienhauses von 1954. 4 emaillierte Plaketten von Tennisturnieren in Millstatt aus 1965 und 1968 dokumentieren die sportlichen Leistungen von P. und Lydia T.
2014 wurde ein Nachtrag im Umfang von 1 Karton übergeben. Dieser befindet sich in Bearbeitung.
Ein lebensgeschichtliches Interview von Edith T., der Adoptivtochter von P. T., ist in der Österreichischen Mediathek archiviert. |